Da es heuer in Österreich mehrmals zu Wanderunfällen mit Kühen - insbesondere wenn Hunde involviert waren - gekommen ist und sogar in der steirischen Ramsau ein 85-jähriger Mann durch eine Rinder-Attacke später im Spital verstarb ("Heute" berichtete), will die steirische Landwirtschaftskammer den Hund auf Österreichs Almen generell verbieten.
Rupert Quehenberger, der Landwirtschaftskammerpräsident Salzburgs verfolgt allerdings eine ganz andere Strategie und möchte einen sogenannten "Alm-Führerschein" einführen. Beide "Lösungsansätze" seien schwammig, meinen die Experten der Bergrettungshundestaffel in Salzburg, Charly Egger und Herbert Deutinger.
„Wenn Hundehalter viel in den Bergen bzw. auf Almen unterwegs sind, dann müssen sie ihre Hunde bereits in früher Welpenzeit an solche Kontakte gewöhnen“Leiter der Bergrettungshundestaffel gegenüber den Salzburger Nachrichten
Jeder Hundehalter sollte grundsätzlich das Verhalten seines Vierbeiner gut einschätzen können, jede "Regel" zur Kuh sei natürlich immer in der Verantwortung des Besitzers, denn währen sich der erste Hund im Falle eines Rinder-Angriffs ohne Leine der Konfrontation mit der Kuh stellt, bleibt der zweite Hund vielleicht ganz nah beim Besitzer, um sich beschützen zu lassen.
"Man kann dann auch nicht die Regel aufstellen, dass man Hunde bei einem Angriff einer Kuh losleint. Weil manche Hunde auf den Schutz ihrer Menschen vertrauen, sich anschmiegen und nicht weglaufen. Die Verantwortung liegt wie immer beim Menschen. Hunde verhalten sich so, wie sie es erlernt haben. Genauso wie wir Hunden lernen, sich in einer belebten Straße wie der Getreidegasse ruhig zu verhalten, genauso müssen Welpen lernen, sich auf Almwegen gegenüber Kühen ruhig zu verhalten. Wenn ein Hund aufgeregt ist und bellt, dann muss ich solche Kontakte einfach vermeiden", erklärt Egger, der in Großarl geführte Hundewanderungen für Hotelgäste anbietet.
Die Experten sehen es auch kritisch, dass in Österreich praktisch jeder eine Hundeschule eröffnen kann und keine richtige Ausbildung erforderlich ist. Man ist also, vor allem als Erst-Hundebesitzer oft ratlos und verwirrt, welche Lernmethoden nun gut, oder schlecht seien - denn auch das Internet und die sozialen Medien stehen mit gefühlten 1.500 Meinungen zur Seite.
Schon vor dem Kauf eines Hundes beginnt laut Deutinger die Verantwortung: "Mittlerweile ist der Hund nicht nur ein wichtiger Sozialpartner, sondern auch ein enormer Wirtschaftsfaktor", sagt er gegenüber den Salzburger Nachrichten: "und vielfach einfach ein Geschäftsmodell."
Bei einer Sache sind sich die Hundeführer allerdins einig, die so gerne in Österreich praktizierte Generalisierung macht auch hier kaum Sinn, denn auch wenn solche Vorfälle sehr tragisch sind, so gäbe es auch viele, viele Hundehalter, die überhaupt keine Probleme mit ihren Tieren auf einer Alm haben und deshalb nicht alle Hundebesitzer in einen Topf geworfen werden dürfen.
Laut Deutinger ist eine artgerechte Hundehaltung wegen der Leinenpflichten in fast allen Gemeinden kaum mehr möglich: "Viele Freilaufflächen sind viel zu klein. Konsequenter wäre dann gleich ein komplettes Hundeverbot." Touristen mit Hund sollte man jedenfalls auf die Gefahren aufmerksam machen, "es gibt ja Alternativen, wo man wandern kann und keinen Kühen begegnet."
Christian Binggl, derzeit Ausbildungsleiter der Bergrettung, beobachtet: "Der Anstieg an Freizeitsportlern ist groß und ich beobachte etwa bei der Gnadenalm am Tauern, dass die Kühe zu manchen Zeiten durch die vielen Wanderer nervös sind und wenig zur Ruhe kommen. Das muss man erkennen und auch einmal umdrehen können, selbst ohne Hund. Wenn Kühe schon unruhig in Rudeln zusammenstehen, sollte man besser einen weiten Bogen um sie machen."