Kraft, Gleichgewicht und Koordination erreichen ihren Höhepunkt im jungen Erwachsenenalter, um danach schrittweise nachzulassen. Auffallend konstant bleibt dagegen die Feinmotorik von Händen und Fingern.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe um den Zürcher Entwicklungspädiater Oskar Jenni, die motorische Fähigkeiten über die gesamte Lebensspanne hinweg analysiert hat. Grundlage waren Daten von 1.620 Personen im Alter zwischen 6 und 80 Jahren, die über vier Jahrzehnte hinweg am Zurich Neuromotor Assessment (ZNA) teilgenommen hatten. Der Test misst Fein- und Grobmotorik, Gleichgewicht sowie repetitive Hand- und Fußbewegungen.
"Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass Kinder und Senioren die gleichen Übungen absolvieren – nur die Anzahl Wiederholungen wird altersgerecht angepasst. Dadurch sind die Ergebnisse direkt vergleichbar", erklärt Tanja Kakebeeke vom Kinderspital Zürich, Erstautorin der Studie.
Die motorischen Fähigkeiten entwickeln sich am schnellsten bei Kindern bis etwa zum zehnten Geburtstag. Bestleistungen bezüglich Kraft, Gleichgewicht und Koordination werden zwischen 20 und 35 erreicht.
Neu entwickelte Normkurven ermöglichen es erstmals, motorische Leistungen über alle Altersstufen hinweg zu vergleichen. Ärzte und Therapeuten können so Abweichungen in der kindlichen Entwicklung oder einen frühzeitigen Leistungsabbau bei Älteren schneller erkennen und gezielt behandeln.
"Gerade im Alter sind Muskelkraft und Gleichgewicht entscheidend, um Stürze und Abhängigkeit zu verhindern", betont Studienleiter Jenni. Sein Rat: aktiv bleiben, in Bewegung bleiben – und das möglichst lange.