Israel fordert, dass die UNO einen Bericht über eine Hungersnot in Teilen des Gazastreifens sofort zurückzieht. Die zuständige UN-Behörde sei "politisiert" und arbeite "für eine bösartige Terrororganisation", sagte Eden Bar Tal, Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, am Mittwoch vor Journalisten. Israel werde "Beweise" für Fehlverhalten beim Erstellen des "erfundenen" Berichts veröffentlichen, sollte die UNO den Forderungen nicht nachkommen.
Vergangenen Freitag hat die UNO offiziell für Teile des Gazastreifens eine Hungersnot festgestellt. Laut der zuständigen UN-Initiative sei im Gebiet der Stadt Gaza die schlimmste Stufe der IPC-Skala für Hungermonitoring erreicht. Der betroffene Bereich rund um die Stadt Gaza macht etwa 20 Prozent des gesamten Palästinensergebiets aus. Rund 500.000 Menschen im Gazastreifen sind betroffen.
Vertreter der israelischen Regierung reagierten empört auf die Veröffentlichung des Berichts. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nannte den Bericht eine "glatte Lüge". Das israelische Außenministerium warf der UNO vor, die IPC-Skala stütze sich auf "Hamas-Lügen", die von "Organisationen mit eigenen Interessen" gefiltert würden.
Laut IPC-Kriterien gilt eine Hungersnot, wenn von 10.000 Menschen täglich mindestens zwei an Hunger oder durch Unterernährung verursachte Krankheiten sterben, wenn mindestens 30 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt sind und ein Fünftel aller Haushalte an extremem Lebensmittelmangel leidet.
Die radikalislamische Hamas und ihr verbündete militante Palästinensergruppen hatten den Krieg im Gazastreifen mit ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Nach israelischen Angaben wurden dabei mehr als 1.200 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer hält die Hamas 49 Menschen fest, mindestens 27 von ihnen sind laut Israel tot.
Seither greift Israel militärisch massiv im Gazastreifen an. Nach Angaben der Hamas-Behörden wurden dabei mehr als 62.800 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden, UN-Experten halten sie aber für glaubwürdig.