Mit Blut aus dem Bunker

Ist es Hitlers DNA? Doku beleuchtet das Hoden-Gerücht

Eine britische Forscherin will Hitlers DNA analysiert haben. Dazu gibt es bald eine Doku-Serie. Allerdings sind die Funde mit Vorsicht zu genießen.
15.11.2025, 22:07
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Von einem Blutfleck auf dem Sofa im Bunker, in dem sich Hitler das Leben genommen hat, will eine britische Forscherin die DNA des Diktators entschlüsselt haben. Ab dem 15. November soll eine Doku-Serie auf dem britischen Sender Channel 4 laufen, die ihre Erkenntnisse aufzeigt.

Genetikerin und Archäologin Turi Emma King hat an der Universität Cambridge studiert und gilt als seriöse Wissenschafterin. Trotzdem sollte man die Berichte mit Vorsicht genießen. Ein wissenschaftliches Papier zu ihrer Forschungsarbeit wurde zum Beispiel bisher nicht veröffentlicht.

Eine Übersicht über die Ergebnisse und die dazugehörigen Kritikpunkte, auf die unter anderem das Magazin "Die Zeit" hinweist.

Ist es wirklich Hitlers Blut?

Von dem Sofa samt Blutspuren gibt es Fotos, es existiert also tatsächlich. Die Russen, die als Erste den Führerbunker erreichten, schnitten Stofffetzen mit Blut daraus heraus, um sie zu untersuchen. Dies gilt so weit als bestätigt.

Das Stück Stoff, das Turi King untersucht hatte, soll allerdings von einem US-Soldaten in die USA gebracht worden sein. Colonel Roswell P. Rosengren war Presseoffizier. Laut seinem Enkel habe der Stofffetzen lange Zeit in einem Safe gelegen. Irgendwann gelangte er in das private Gettysburg Museum of History in Pennsylvania. Der Kurator des Museums bot den Blutfleck dann verschiedenen Forschern zur Analyse an. So gelangte er zu Turi King.

Als Erstes hat sie das Blut von drei unabhängigen Laboren untersuchen lassen. Diese haben es mit Erbgut aus Gendatenbanken von entfernten Verwandten von Hitler abgeglichen. Alle drei fanden eine bestimmte Übereinstimmung. Ein Verwandter hatte dasselbe Y-Chromosom wie Hitler, wobei dieses so selten ist, dass es kein Zufall sein könne, so Turi King.

War Hitler psychisch krank?

"Hitlers Bewertung für das Risiko einer bipolaren Störung lag im Vergleich mit rund 40.000 Menschen aus der dänischen Bevölkerung innerhalb des einen Prozents mit dem höchsten Risiko", sagt die dänische Forscherin Ditte Demontis in der Doku. Dasselbe gelte für Autismus und Schizophrenie. "Ein erstaunliches Ergebnis, wenn man sieht, wie viele historische Quellen Hinweise auf solche Erkrankungen bei Hitler liefern", sagt King dazu.

Allerdings wendet Markus Nöthen, Humangenetiker an der Uni Bonn, ein: "Diese Bewertung ist keine Diagnose. Selbst Menschen mit dem allerhöchsten Score erkranken zu 95 Prozent nicht an Schizophrenie." Außerdem wird an der Methode, psychische Erkrankungen aufgrund der DNA zu erklären, generell Kritik geübt. "Krankheiten, Charaktereigenschaften oder persönliche Beziehungen – all das kann Erbgut allein nicht erklären", sagt der forensische Pathologe Philippe Charlier gegenüber der "Zeit".

Hat das Hoden-Gerücht ein Fünkchen Wahrheit?

Turi King will zudem ein Gendefekt in der DNA gefunden haben, der die Gerüchte um einen Hodenhochstand Hitlers bestätigen soll. Der Gendefekt tritt beim Kallmann-Syndrom auf, das bei Männern die Testosteronproduktion hemmt und das Eintreten in die Pubertät verhindert. Dies kann bei Hitler jedoch nicht vollständig ausgeprägt gewesen sein. Doch auch das scheint die DNA zu erklären, denn nur eine der beiden Kopien des betroffenen Gens sei defekt.

Tatsächlich können Historiker Belege dafür präsentieren, dass Hitler Symptome hatte, die zum Kallmann-Syndrom passen. Allerdings könne man Turi Kings Erkenntnisse nur unabhängig überprüfen, wenn das Paper veröffentlicht würde, heißt es aus wissenschaftlichen Zirkeln gegenüber der "Zeit".

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 15.11.2025, 22:07
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