Jahrelanger Ärger im Neubau

"Miststraße" – Anrainer-Wut wegen kaputter Straße

Anrainer klagen seit Jahren über Probleme mit der Zufahrt zu ihrem Haus. Doch die Stadt Stockerau sieht keine Möglichkeit, das Problem zu beheben.
Aram Ghadimi
20.10.2025, 05:15
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"Jahrelang so eine Miststraße? Das kann es doch nicht sein!", sagt Sebastian Lederer aus der niederösterreichischen Kleinstadt Stockerau im Bezirk Korneuburg. 2022 zog er dort mit seiner Frau in einen Neubau in der Franz Liszt-Straße. Der 35-Jährige arbeitet, wie seine Partnerin, bei der ÖBB als Lokführer und pendelt mit dem Auto nach Wien zur Arbeit: "Nirgendwo anders, nicht in Wien, Tulln oder Korneuburg, gibt es derartig desolate Straßen."

"Ich habe 20 Jahre im zwölf Kilometer entfernten Niederhollabrunn gewohnt, auch dort gibt es so etwas nicht", sagt der junge Vater im "Heute"-Interview. Lederer geht Vollzeit arbeiten und teilt sich mit seiner Partnerin die Kinderbetreuung im gemeinsamen Zuhause auf: "Oft nur ein Abklatschen", wie er sagt.

Eine gute Straßenanbindung ist für beide wichtig. Beruflich, wie privat, ist das Paar viel mit dem Auto unterwegs. Wenn aber Lederer heute, drei Jahre nach seinem Einzug, von seinem Balkon im zweiten Stock blickt, wird er wütend: "Das ist kein klassischer Straßenaufbau, die unzähligen Schlaglöcher werden mehrmals pro Jahr aufgefüllt. Vor den Pflanzen, die unsere Zufahrt säumen, muss man ausweichen, weil sie einem sonst das Auto zerkratzen."

Feuerwehr musste Auto bergen

"Ich bin wirklich kein Mensch, der irgendwem zu nahe treten möchte, aber der Zustand der Straßen bei uns ist mehr als fragwürdig", sagt Lederer. Dann hebt sich seine Stimme: "Hier, neben dem Haus, musste die Feuerwehr beim Hochwasser 2024 sogar ein Auto aus dem Gatsch ziehen."

Sebastian Lederer hat den Zustand der Straße bei starkem Regen dokumentiert.
privat

"Direkt an unserer Grundstücksgrenze tat sich ein Graben auf. Wir sind bei weitem kein Überschwemmungsgebiet, aber weil der Weg nicht ordentlich befestigt war, saß der Wagen plötzlich auf der Bodenplatte auf und musste geborgen werden." Dann fällt Lederer eine ganze Liste an desolaten Straßen in Stockerau ein: "Die Donaustraße, die Kaserngasse, die Pestalozzigasse und auch die Manhartstraße oder die Beethovengasse, allesamt in schlechtem Zustand."

Wunsch: "Straße ohne Schlaglöcher"

Ob die marode Infrastruktur in Stockerau in Zusammenhang mit zwei Stoßdampferreparaturen steht, die Lederer an seinem Auto durchführen lassen musste, könne er nicht mit Bestimmtheit sagen, erklärt der Niederösterreicher: "Trotzdem hätte ich gerne eine Straße vor dem Haus, die ohne Schlaglöcher auskommt."

Stadt: "Sind uns bewusst über Zustand"

Immer wieder, seit ihrem Einzug, versuchen Lederer und seine Frau die Gemeinde auf das Problem aufmerksam zu machen. Im Juli 2025 erhält das Paar eine kurze schriftliche Beantwortung ihres Anliegens per E-Mail. Darin schreibt ein Beamter des Stadtbauamtes:

"Der Stadtgemeinde Stockerau ist bewusst, dass die Fortsetzung der Franz-Liszt-Straße nicht im besten Zustand ist. Eine Generalsanierung ist auch geplant, jedoch gibt es mehrere Problemstellen (z.B.: zu geringe Straßenbreite für Begegnungsverkehr im Bereich des Heid-Geländes, Anschluss an die Ernstbrunnerstraße, …) welche vorher zu lösen sind."

Dann die Überraschung: "Die Errichtung der Anbindung an die Erstbrunnerstraße wir derzeit für das Jahr 2029 angepeilt. Es wird versucht, das unbefestigte Teilstück der Franz Liszt-Straße vorzuziehen, um eine bessere Befahrbarkeit gewährleisten zu können." Zur Draufgabe heißt es noch: "Bis dahin wird die Straße provisorisch instandgehalten und die Schlaglöcher regelmäßig ausgebessert."

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"Noch vier oder vielleicht mehr Jahre Provisorium? Das ist doch Wahnsinn!", sagt Lederer, der nicht versteht, warum man nicht 2022, bei Fertigstellung seines Neubaus, auch die passende Infrastruktur bereitgestellt hat.

Zweite Zufahrt lange geplant

"Heute" hat Stadtgemeinde Stockerau mit den Vorwürfen konfrontiert und folgende Antwort von Georg Ihm, dem Bereichsleiter für Marketing, Kultur und Sport, erhalten: "Ich kann Ihnen dazu sagen, dass im Zuge der Erschließung dieses Siedlungsgebietes die Zu- bzw. Abfahrt über die Johann Strauß-Promenade bzw. Gustav Mahler-Promenade projektiert und errichtet wurde. Nichtsdestotrotz ist die Stadtgemeinde Stockerau von Anfang an bemüht, über die von Ihnen genannte Franz Liszt-Straße eine zweite Zufahrtsmöglichkeit zu schaffen."

"Das Kernthema dabei ist die Einmündung in die Ernstbrunnerstraße, die an dieser Stelle auf einer Länge von ca. 60 Metern die Maximalbreite von nur einem Fahrzeug hat und demnach zu schmal für die Errichtung einer ordnungsgemäßen Straße ist."

Unlösbares Problem

Dann erzählt der Marketing-Bereichsleiter von einem noch größeren Problem: "Seitens der Stadtgemeinde wurden in den letzten Jahren bereits mehrere Projekte aufgesetzt und Varianten geprüft, die letztlich bis heute an der Verfügbarkeit der notwendigen Grundstücke  – und auch trotz vieler Verhandlungen an der Bereitschaft der Eigentümer:innen die Grundstücke zu veräußern – scheitern."

Natürlich sei die Stadtgemeinde Stockerau auch künftig bemüht, für die Bewohner der besagten Siedlung eine zufriedenstellende zweite Zu- und Abfahrmöglichkeit zu schaffen, sagt Ihm und rudert dann zurück:

"Derzeit ist das aufgrund der bereits beschriebenen Situation leider nur, im Rahmen von Kleinsanierungen möglich, um die vorhandene Zuwegungen bestmöglich instand zu halten, bis eine nachhaltige Lösung gefunden ist."

"Bin wenig überrascht"

Zurück in der Franz Liszt-Straße bei Sebastian Lederer, der sich über die Beantwortung der "Heute"-Anfrage durch die Gemeinde wenig überrascht zeigt: "Na, genau sowas habe ich mir gedacht. Ich habe mir keine großartige Ankündigung seitens der Zuständigen erwartet."

"Ich erwarte mir aber, dass zumindest daran gearbeitet wird, eine Lösung zu finden. Wenigstens die Stellen, die jetzt unbefestigt sind oder vor Schlaglöchern strotzen, müssen asphaltiert werden."

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 20.10.2025, 07:44, 20.10.2025, 05:15
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