Nirgends in Österreich glauben so viele Menschen an Verschwörungen wie in Salzburg und Kärnten. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Salzburg.
Österreich liegt damit im europäischen Vergleich weit vorne – gleichauf mit der Schweiz, aber deutlich über Deutschland. Dort glauben nur rund zwölf Prozent an solche Theorien. In Skandinavien ist das Vertrauen in Politik und Institutionen viel größer, wie orf.at berichtet.
Etwa 30 Prozent der Kärntner und 29 Prozent der Salzburger haben laut einer Untersuchung eine ausgeprägte Verschwörungsmentalität. Das heißt, sie sind überzeugt davon, dass geheime Gruppen oder Eliten die Politik im Hintergrund steuern.
Ausschlaggebend für diese Einstellung ist vor allem das Misstrauen in die Demokratie. Studienleiter Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg erklärt, dass auch das Ausmaß an Korruption eine Rolle spielt. Je weniger Vertrauen die Menschen haben, desto eher glauben sie, dass dunkle Mächte am Werk sind. Vor allem Wähler radikaler Parteien sind laut Studie bereit, an Verschwörungsmythen zu glauben. Der Effekt ist zwar bei rechten Parteien am stärksten, aber auch bei linken Wählern gibt es einen Zusammenhang, wenn auch schwächer.
Überraschend ist, dass soziale Merkmale wie Geschlecht oder Alter kaum Einfluss haben. Heinisch sagt dazu: "Das Geschlecht macht kaum einen Unterschied, es gibt auch wenig Variation beim Alter der Befragten." Auch bei der Bildung ist der Zusammenhang nicht so eindeutig, wie viele annehmen würden. "Der Zusammenhang ist hier nicht linear, wie man annehmen könnte: Die Anfälligkeit ist zwar bei hoher Bildung am geringsten, doch auch bei sehr geringer Bildung ist sie niedrig. Es sind zumeist die Gruppen dazwischen mit mittlerer bis höherer Bildung, die skeptisch gegenüber Eliten sind, sich selbst zutrauen, komplexe Dinge zu durchschauen, und dabei in die Irre gehen."
Die Corona-Pandemie hat laut Heinisch einen regelrechten Nährboden für Verschwörungserzählungen geboten. Populistische Parteien, besonders die FPÖ, haben diese Themen gezielt aufgegriffen und politisch genutzt. "Diesem Muster folgend wurden in Italien, Österreich und Deutschland die Themen Corona und Impfungen stark aufgegriffen, in Frankreich dagegen deutlich weniger", sagt Heinisch.
Auch der Medienkonsum spielt eine Rolle. "Jene Befragten, die angeben, nur Privatfernsehen zu konsumieren, zeigen auch die größte Zustimmung zu Verschwörungsinhalten. Sobald auch öffentlich-rechtliche Fernsehangebote regelmäßig genutzt werden, sind die Werte niedriger." Das Ziel der aktuellen Forschung ist es, Strategien zu finden, um das Vertrauen in Wissenschaft und Politik zu stärken und Verschwörungsmythen zu entlarven. Die Studie läuft noch bis 2027.