Toxische Empathie

Probleme anderer belasten Dich? So grenzt Du Dich ab

Du hörst zu, fühlst mit, suchst Lösungen - und vergisst Dich manchmal selbst dabei? Dann bist Du in die Empathie-Falle getappt.
15.10.2025, 16:59
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Sich in andere hineinversetzen zu können, gilt als eine besonders gute Eigenschaft: Sie macht einen menschlich, verbindet, lässt mitfühlen und sorgt dafür, dass man einander besser versteht. Das kann aber auch zur Belastung werden. Nämlich dann, wenn Du ständig die Gefühle anderer aufnimmst, als wären es Deine eigenen.

Wieso zieht Dich der Liebeskummer Deines besten Freundes selbst so runter? Psychotherapeutin Rebecca Love nennt das "toxische Empathie". Gegenüber der "Huffpost" beschreibt sie dieses Phänomen als ein Übermaß an Mitgefühl, bei dem man sich für den emotionalen Zustand anderer verantwortlich fühlt. "Das kann so weit gehen, dass Du Dich selbst vernachlässigst, ständig erschöpft bist oder sogar körperliche Symptome wie Schlafprobleme, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden entwickelst."

Das sind die Gründe

Oft stecken mehrere Gründe dahinter. Ganz vorne mit dabei? People Pleasing. Stellst Du die Bedürfnisse anderer über Deine eigenen, verschwimmt Dein Selbstbild und Du beginnst, Dich in den Problemen anderer aufzulösen. "Menschen, die es immer allen recht machen wollen, haben oft Schwierigkeiten, ihren eigenen Wert oder ihre Bedeutung abseits davon zu sehen, dass sie ständig anderen helfen und deren Probleme lösen", so die Psychotherapeutin.

Auch unverarbeitete Traumata können ein Grund sein. "Überidentifikation und Überengagement können ein Weg sein, das zu kompensieren, was man sich selbst früher gewünscht hätte."

„Menschen, die es immer allen recht machen wollen, haben oft Schwierigkeiten, ihren eigenen Wert oder ihre Bedeutung abseits davon zu sehen.“

Ein geringes Selbstwertgefühl kann ebenso eine Rolle spielen - wer immer über seine eigenen Grenzen geht, um anderen zu helfen, glaubt womöglich, sein Wert liege im Selbstaufopfern.

Zu empathisch? So grenzt Du Dich ab

Du erkennst Dich gerade in diesem Muster wieder? Dann wird es schleunigst Zeit, an Deinem Maß an Empathie zu arbeiten. Denn: Es gibt Strategien, um sich besser abzugrenzen.

1
Das eigene Verhalten bewusst machen
"Der Perspektivenwechsel auf Situationen ist ein wichtiges Instrument", so Wiebke Grimmig, die als systemischer Coach arbeitet, im Podcast "Facts & Feelings". Man solle sich selbst von außen beobachten. Ein Schmuckstück oder ein kleiner Gegenstand könne Dich daran erinnern, auf Dich zu achten.
2
Mit dem Umfeld sprechen
Statt alles mit Dir allein auszumachen, hilft Offenheit. "Sag Deinen Freundinnen, dass Du gerade übst, wie Du auf die Probleme anderer reagierst, und frag, ob sie Dich dabei unterstützen möchten", rät Grimmig. So merken andere, dass Du nicht mehr ständig der emotionale Mülleimer sein willst.
3
Mehrmals täglich innehalten
Therapeutin und Nervensystem-Expertin Courtney Shrum empfiehlt gegenüber der "Huffpost" somatische Check-ins – also mehrmals täglich innezuhalten und auf körperliche Anzeichen von Überforderung zu achten (flache Atmung, Muskelverspannung, Müdigkeit). "Wer regelmäßig eincheckt, erkennt den Moment, in dem Empathie in ein ungesundes Maß kippt, und kann bewusst gegensteuern."
4
"Nicht mein Problem zu lösen"
Hilfreich sei auch, sich selbst daran zu erinnern, "dass die Geschichte, die ich gerade höre, der anderen Person gehört und ich diese nicht lösen muss." Ein einfacher Trick: Das als Notiz ins Handy speichern und nach emotional belastenden Gesprächen erneut lesen.
5
Tagebuch schreiben oder spazieren gehen
Außerdem helfe nach einem schwierigen Gespräch ein kleines, angenehmes Ritual – ob Tagebuch schreiben, Musik hören oder ein kurzer Spaziergang. "Solche Rituale helfen dem Nervensystem, überschüssige Aktivierung abzubauen, damit Empathie nicht in Erschöpfung mündet", so Shrum.

Grenzen verwischen

Auch für die Person, die das Mitgefühl empfängt, kann toxische Empathie negative Folgen haben: Die Grenzen verwischen, die Rollen werden unklar, und schlimmstenfalls entsteht ein Verlust an Eigenverantwortung. "Wenn sich jemand zu sehr mit Deinem Schmerz identifiziert, wirkt es, als übernehme er die Kontrolle über Deinen Heilungsprozess - was Dich hilflos oder abhängig machen kann", sagt Love.

Mitfühlen ist wichtig - solange die eigenen Grenzen gewahrt bleiben.
Getty Images

Zudem könne Schuldgefühl entstehen: "Wenn man das Gefühl bekommt, dass das Teilen der eigenen Gefühle den anderen zu viel Energie kostet, zieht man sich zurück. Das führt zu mehr Isolation statt zu Verbindung."

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 15.10.2025, 17:03, 15.10.2025, 16:59
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