Fleisch-Enthüllung

"Skandal" – nächster Minister für FPÖ rücktrittsreif

Nur 30 Prozent des Fleisches in der Ministeriums-Kantine kommen aus Österreich. Ein genauerer Blick bringt Überraschendes zutage.
Leo Stempfl
19.10.2025, 13:00
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Ein gemütlicher Kantinenbesuch sorgt für neuen innenpolitischen Zündstoff. Diesmal trifft es einen, der sich aus politischem Hickhack eigentlich tunlichst heraushält, sich lieber mit Wiesen, Wäldern und Gewässern beschäftigt – aber auch auf regionale Lebensmittel heimischer Betriebe pocht.

Genau das soll in der Kantine von Umweltminister Norbert Totschnig aber nicht an der Tagesordnung stehen. Nur 30 Prozent des Fleisches in der Kantine stammen aus Österreich, zeigen in der "Kronen Zeitung" veröffentlichte Fotos. Die restlichen 70 Prozent kommen aus dem EU-Ausland.

"Was für Heuchler!"

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz sieht darin eine "bodenlose Frechheit" gegenüber den österreichischen Bauern. "Wer den Bauern draußen auf den Feldern das Blaue vom Himmel verspricht, aber im eigenen Haus ausländisches Billigfleisch serviert, handelt nicht nur heuchlerisch – der hat auch sein Amt verwirkt. Wie kann man als ÖVP nur glauben, dass man Bauern so für dumm verkaufen kann?"

Laufend müssten Bauernhöfe den Betrieb aufgeben, während Totschnig und der Bauernbund den Markt mit "ausländischen" und "minderwertigen" Produkten fluten. "Absurder geht es gar nicht mehr. Das ist ein Messerstich in den Rücken der heimischen Landwirtschaft", so Schnedlitz.

Weil auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser am Samstag Bedenken zum von der FPÖ vorgeschlagenen "Österreich-Korb" angemeldet hat, seien sowohl er als auch Totschnig rücktrittreif. "Was für Heuchler! Was für eine Doppelmoral und heimatschädigende Politik!"

Ministerium an alten Pachtvertrag gebunden

Doch die Situation ist etwas komplizierter. Am Standort Stubenring sind immerhin drei Ministerien unter einem Dach. Die Kantine und das Buffet werden von der Burghauptmannschaft an zwei verschiedene Pächter verpachtet, finanziell abgewickelt und organisatorisch betreut. Das BMLUK hat daher keinen Einfluss auf diese Pachtverträge und allfällige Vorgaben zum Bezug der Lebensmittel, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber "Heute".

So steht es um die Herkunft in den Küchen des Ministeriums.
BMLUK

Am Standort in der Stubenbastei, um den es im "Krone"-Artikel geht, musste man ebenfalls den Pachtvertrag des Vorgänger-Ministeriums übernehmen. In diesen kann erst nach Ablauf eingegriffen werden. Für den neuen Vertrag hat der Minister bereits einen Prozess zur Erarbeitung von Kriterien in Auftrag gegeben, sodass die regionale Herkunft und der Bio-Anteil der Lebensmittel im künftigen Pachtvertrag neu geregelt werden.

Fleisch in eigenen Küchen zu 87 % aus Österreich

Zum Vergleich: In den eigenen zehn Küchen des Ministeriums liegt die Bio-Quote bei 35 Prozent und der Österreich-Anteil sogar bei 80 Prozent – der Rest entfällt auf Produkte wie Kaffee oder Kakao, die in Österreich klarerweise nicht wachsen. Fleisch kommt zu 87,3 Prozent aus Österreich.

"Wir sind seit Jahren dabei, mit der bundesweiten Initiative `Österreich isst regional´, mehr regionale und saisonale Lebensmittel in Großküchen, öffentliche Einrichtungen und Kantinen zu bringen. Dort, wo wir als Ministerium direkt Verantwortung tragen und daher Einfluss auf den Ankauf der Lebensmittel nehmen können, ist der Bezug von österreichischen Agrarprodukten natürlich ebenfalls seit vielen Jahren klarer Standard", stellt Totschnig klar.

{title && {title} } leo, {title && {title} } Akt. 19.10.2025, 13:18, 19.10.2025, 13:00
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