Gesundheit

Kaffee macht zwar wach, aber...

Kaffee gehört für die meisten zur Morgenroutine, um wach zu werden. Hundertprozentig leistungsfähig macht er uns dennoch nicht, laut US-Studie. 

Sabine Primes
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Kaffee als Lösung gegen Müdigkeit? Nur bedingt.
Kaffee als Lösung gegen Müdigkeit? Nur bedingt.
Getty Images/iStockphoto

Wer morgens nur schwer in die Gänge kommt, für den scheint der Griff zum Kaffeehäferl quasi Pflicht. Wer allerdings mit Koffein seine Leistungsfähigkeit auf das Normalmaß bringen will, dann ist der Erfolg höchstens gefühlt, erklären Wissenschaftler aus den USA nun im Fachmagazin "Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, & Cognition".

Ein Experiment mit 276 Freiwilligen zeigt, dass müde Menschen weder komplexe noch einfache Aufgaben so gut wie Ausgeschlafene lösen. Die Teilnehmer sollten unter anderem bei einem Aufmerksamkeitstest an der richtigen Stelle reagieren. Sie bekamen mit einem UNRAVEL-Test jedoch auch eine kognitiv herausforderndere Aufgabe, bei der sie nur Erfolg hatten, wenn sie eine Kette von Lösungen hintereinander aufrufen konnten, ohne sich dabei zu wiederholen oder einen Zwischenschritt auszulassen. Wie erwartet schnitten Teilnehmer unausgeschlafen bei den Tests schlechter ab als ausgeruhte oder etwa sie selbst noch am Abend zuvor.

Nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, blieben die Teilnehmer entweder über Nacht im Labor wach oder schliefen zu Hause. Um zu überprüfen, ob Koffein die Leistung in irgendeiner Form steigert, bekamen die Teilnehmer eine Kapsel, die entweder 200 mg Koffein oder ein Placebo enthielt. Nachdem die Kapsel vom Körper aufgenommen war, beendeten alle Teilnehmer die Tests erneut. Tatsächlich verbesserte sich die Leistung nun bei den simplen Aufmerksamkeitstests, bei den komplexeren Aufgaben allerdings nicht.

Somit macht Koffein Menschen zwar aufmerksamer gegenüber visuellen Reizen, wirkt sich aber nicht auf die verlangsamte Verarbeitungsgeschwindigkeit des unausgeschlafenen Hirns aus. Wer übermüdet herausfordernde Tätigkeiten erledigen soll, sollte das bedenken, erklärt die Autorin der Studie, Kimberly Fenn von der University of Michigan, in einer Pressemitteilung: "Koffein könnte dabei helfen, wach zu bleiben und Dinge zu erledigen, verhindert jedoch nicht, dass einem dabei die Art von Verarbeitungsfehler unterlaufen, die am Ende zum Beispiel zu Autounfällen oder ärztlichen Kunstfehlern führen können". Auch wenn Kaffee und Co vielleicht Energiereserven freisetzen und die Stimmung heben – den Effekt von gesundem Schlaf können sie nicht ersetzen. Ein anhaltender Mangel an ausreichendem Schlaf beeinträchtigt nicht nur die Wahrnehmung und verändert die Stimmung, sondern kann auch die Immunität beeinträchtigen.

„Koffein erhöht die Energie, reduziert die Schläfrigkeit und kann sogar die Stimmung verbessern, aber es ersetzt absolut keine vollständige Nachtruhe“, sagte Fenn. „Obwohl Menschen das Gefühl haben, Schlafentzug mit Koffein bekämpfen zu können, wird ihre Leistung bei höheren Aufgaben wahrscheinlich immer noch beeinträchtigt sein. Dies ist einer der Gründe, warum Schlafentzug so gefährlich sein kann“.

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