"Wollen wir das?"

Kardinal Schönborn sieht Kopftuchverbot kritisch

Wiens emeritierter Erzbischof Christoph Schönborn meldet sich in seiner "Heute"-Kolumne zum geplanten Kopftuchverbot für Mädchen zu Wort.
Clemens Oistric
07.11.2025, 05:15
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Diese Wortmeldung von Österreichs höchstem geistlichen Würdenträger wird politisch für Diskussionen sorgen. Nachdem sich die Bischöfe diese Woche höchst kritisch zum geplanten Kopftuchverbot geäußert haben, befürchtet Wiens emeritierter Erzbischof Christoph Schönborn (80) im Vorstoß der Regierung "einen Eingriff in die Religions- und Erziehungsfreiheit".

In seiner wöchentlichen "Heute"-Kolumne "Antworten" (siehe unten) schreibt Schönborn: "Der österreichische Staat ist weltanschaulich neutral. Er achtet die Religionsfreiheit, auch für die religiöse Erziehung durch die Eltern. Deshalb soll der Staat nur dort eingreifen, wo die Eltern das Kindeswohl gefährden."

Der Kardinal wirft die Frage auf: "Wollen wir eine Gruppe vom Religionsfrieden in Österreich ausgrenzen?"

"Wollen wir das": Die Schönborn-Kolumne im Wortlaut

Eine Muslimin wurde im Fernsehen gefragt: "Stört es Sie nicht, dass es in Österreich so viele Kreuze gibt?" Ihre Antwort: "Nein! Es tut mir gut zu wissen, dass in Österreich viele Menschen an Gott glauben". Stört es uns, wenn Menschen, alte und junge, ihren Glauben öffentlich zeigen? Durch ihre Kleidung, durch bestimmte Zeichen? Ich bin an meiner Kleidung als Priester kenntlich. Im Bus im 20. und im 2. Bezirk sehe ich jüdische Kinder mit der Kippa, gelegentlich auch Sikhs mit dem Turban und viele muslimische Frauen mit dem Hijab, dem Kopftuch.

Der österreichische Staat ist weltanschaulich neutral. Er achtet die Religionsfreiheit, auch für die religiöse Erziehung durch die Eltern. Deshalb soll der Staat nur dort eingreifen, wo die Eltern das Kindeswohl gefährden. Die österreichischen Bischöfe haben sich deshalb zum geplanten Gesetz des Kopftuchverbots ausführlich kritisch geäußert. Es sieht nach einem Eingriff in die Religions- und Erziehungfreiheit aus. Österreich hat einen beneidenswerten Religionsfrieden. Für ihn sind wir alle miteinander verantwortlich. Wollen wir eine Gruppe davon ausgrenzen?

Bischöfe: "Soll nie um Zwang gehen"

Wie berichtet, tagte diese Woche die Herbstvollversammlung der österreichischen Bischöfe. Erstmals war auch Schönborns Nachfolger Josef Grünwidl (62) als designierter neuer Erzbischof von Wien mit dabei – Mittagessen mit Bundespräsident Van der Bellen und Festmesse im Stephansdom inklusive.

Dem von ÖVP, SPÖ und Neos geplanten Kopftuchverbot stehen die Kirchenmänner kritisch gegenüber: Man unterstütze das Anliegen einer pädagogischen Förderung und Integration aller Kinder in Bildungseinrichtungen und "teilt die Sorge, dass die Integration von Mädchen durch das Tragen eines Kopftuches in der Schule erschwert sein kann", heißt es in der am Donnerstag abgegebenen und von Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka unterschriebenen Stellungnahme.

Tenor: Es sei "nicht wünschenswert, wenn Kinder ein Kopftuch tragen müssen", aber ein Verbot sei genauso "wenig wünschenswert", legten die Bischöfe dar. Grundsätzlich gelte: "Es sollte beim Tragen eines Kopftuches nie um Zwang im Sinne einer Verpflichtung oder eines Verbots gehen."

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