Schicksalsschläge, Krankheit, Burnout – das Leben von Harald Müller (47) aus Ebensee (Bez. Gmunden) lief nicht nach Plan. 2019 brach er zusammen, musste komplett neu anfangen. Aufgeben kam für ihn aber nie infrage.
Stattdessen startete Müller den zweiten Bildungsweg. Er absolvierte Ausbildungen als Bürokaufmann, E-Commerce-Kaufmann mit Schwerpunkt Online-Marketing und Mediengestaltung. Und: Er legte sogar die Prüfung zum Personalverrechner ab.
"Ich habe mich durchgebissen, weitergemacht, meinen Weg nicht aufgegeben", erzählt der 47-Jährige "Heute". Doch trotz aller Qualifikationen hagelt es seit Monaten Absagen: "Seit Oktober schreibe ich Bewerbungen und werde nicht einmal eingeladen."
Um nicht stillzustehen, gründete er eine kleine Werbeagentur – ohne Kapital, einfach um aktiv zu bleiben. "Ich hätte auch sagen können, ich mache das Mindeste und lasse mich vom Staat finanzieren. Das ist mir aber zu bequem, das will ich nicht." Doch ohne Budget fände er kaum Gehör.
"Mein Lebenslauf ist ein bisschen holprig, das weiß ich. Aber das kann sich keiner aussuchen." Aufgrund dessen, vermutet er, würden ihm potenzielle Arbeitgeber nicht einmal die Chance geben, sich persönlich vorzustellen.
Finanziell wird es jetzt langsam eng. Trotz seiner Ausbildungen überlegt Müller, einen Hilfsarbeiterjob anzunehmen – obwohl er aus gesundheitlichen Gründen weder Stapler fahren, noch Leitern steigen oder Schichtarbeit machen kann.
"Es wird immer gesagt, wenn man will, bekommt man die Chancen. Aber das System ist mittlerweile kaputt", kritisiert er. Mit der Veröffentlichung seiner Geschichte will er "die Situation hinter den Kulissen zeigen. Alles wird von Politik so schön suggeriert, aber wie es wirklich ausschaut, interessiert keinen".
„Mit 47 ist es nicht zu spät. Ich kann bis zur Pension noch viel bewirken.“Harald Müllerverzweifelt bei der Jobsuche
Dabei will Müller gar nicht hoch hinaus: "Optimal wäre ein Job in einem mittelständischen Betrieb, einfach als Büro-Allrounder." Er wolle einfach die Chance bekommen, mit den Arbeitgebern auf Augenhöhe zu sprechen: "Ja, ich war krank. Ja, ich bin nicht der Jüngste. Aber mit 47 ist es nicht zu spät. Ich kann bis zur Pension noch viel bewirken."