Binnen weniger Tage wurde Oberösterreich von zwei tödlichen Unfällen in Schockzustand versetzt: Am Montag erfasste in Eferding eine Garnitur einen Bub (6), er starb im Krankenhaus. Am Donnerstag dann wurde ein Bub (8) in Ottensheim (Bez. Urfahr-Umgebung) vor den Augen seines Vaters und seiner Schwester ebenfalls von einem Zug überfahren.
Tragischer Zufall: Donnerstag war der "Internationale Tag für mehr Sicherheit an Eisenbahnkreuzungen", der jedes Jahr stattfindet. Ein Facebook-Post inklusive Video der ÖBB sorgt jetzt für einen heftigen Shitstorm.
"Eisenbahnkreuzungen sind kein Spielplatz", beginnt der Beitrag. Weiter: "Züge können nicht ausweichen und haben einen Bremsweg von über 1km. Schau und hör genau hin, bevor du eine Eisenbahnkreuzung querst! Das rettet dein Leben. Übrigens: Rote Ampel und Stoppschild heißt HALT! Auch für dich..."
Daneben ist ein 20 Sekunden langer Clip zu sehen, in dem in einer holprigen KI-Montage auf die Gefahren beim Überqueren eines Bahnübergangs hingewiesen wird: Ein Autofahrer denkt sich, dass er noch rechtzeitig vor dem Einfahren des Zuges die Gleise passieren kann.
Doch zu spät: Der Lenker wird von der Bahn erfasst. "Wer nicht aufpasst, hat mehr als einen Blechschaden", warnen die Bundesbahnen. Und: "Unachtsamkeit fordert Menschenleben." Die scharfe Kritik der User kam prompt.
"Ich bin ehrlich schockiert über die Art und Weise, wie die ÖBB auf diese tragischen Situationen reagieren", kommentiert eine verärgerte Frau. "Zwei junge Menschen sind vor Kurzem bei Bahnübergängen ums Leben gekommen – und anstatt innezuhalten und mit Respekt der Opfer zu gedenken, wird ein Posting veröffentlicht, das im Wording und Aufmachung völlig pietätlos wirkt."
Aufklärung sei wichtig, aber nicht so, betont die empörte Posterin. "Von einem öffentlichen Unternehmen wie den ÖBB erwarte ich einen respektvolleren und durchdachteren Umgang mit solch ernsten Ereignissen." Ihre Forderung: "Es wäre angebracht gewesen, innezuhalten, das Posting zu überdenken oder zumindest zeitnah zu entfernen."
Ein anderer User pflichtet ihr bei: "Geschmacklos, nachdem diese Woche zwei Buben bei Eisenbahnunfällen in Oberösterreich getötet wurden!" Auch ein weiterer Mann ist empört über den Beitrag der ÖBB: "Nachdem in kurzer Zeit zwei kleine Kinder ihr Leben verloren haben, so eine Werbung zu machen ist unterste Schublade."
Auf "Heute"-Anfrage sagt ein ÖBB-Pressesprecher, dass es in Oberösterreich insgesamt 635 Bahnübergänge gibt. 317 davon sind technisch gesichert – 318 nicht, dort stehen Stoppschilder und Andreaskreuze. "Die Art der Sicherung liegt nicht im Bereich der ÖBB, sondern wird von der Eisenbahnbehörde (des Bundes; Anm.) entschieden." Von dieser Stelle hänge es daher auch ab, welche Konsequenzen jetzt folgen.
"Die Verkehrssicherheit ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag. Es ist die Aufgabe von Eltern, Kindergärten und Schulen", betont der Sprecher. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, die Zahl der Toten zu reduzieren. Während es vor fünf Jahren noch zirka 6.000 Bahnkreuzungen gab, sind es momentan rund 2.900. 2024 wurden österreichweit 52 Unfälle mit drei Toten registriert.