Plötzlich war sie im Krieg gefangen. Astrid Hofer, Journalistin aus Österreich, besuchte eigentlich Israel, um über die anstehende Pride Parade zu berichten. Doch am Vorabend der friedlichen "Party des Lebens" begann der Krieg: "Bis zu sechs Mal pro Nacht mussten wir in den Shelter (Anm.: Schutzraum). Da gehst du kurz ins Bett, dann schrillt der Alarm und du läufst schon wieder 15 Stockwerke hinunter in den Schutzraum."
Vergangenen Freitag ging es los: Israel schickte seine Kampfjets, um das Atomprogramm der Iraner zu sabotieren. Hintergrund: Das iranische Regime hat mehrmals angedroht, Israel vernichten zu wollen. Zu groß sei die Gefahr jetzt geworden, heißt es aus Israel, die Iraner hätten genug Uran für bis zu zehn Atombomben.
Seitdem bombardieren sich beide Staaten. Mehr als eine Woche lang war Hofer, die derzeit in London lebt, in Israel: "Wir haben teilweise die Raketen vom Balkon aus gesehen – das sind kleine Lichter am Himmel." Den ersten Alarm erlebte sie, als sie mitten auf der Straße stand: "Wildfremde Israelis haben mich in ihren Schutzraum mitgenommen. Leute gehen sehr ruhig damit um, es gibt null Panik. Keiner rennt durch die Straßen", erzählt sie "Heute".
"Jeder in Israel hat eine Warn-App am Handy", erzähl Astrid Hofer, drei wichtige Meldungen gibt es: "Zuerst die Vorwarnung, dann gibt es die Akut-Meldung, da weiß man, es sind noch etwa eineinhalb Minuten Zeit bis zum Einschlag. Die dritte Meldung ist die Entwarnung." Die Journalistin hatte Glück, "unter unserem Hotel gab es einen riesigen Bunker – das war im zweiten Untergeschoss die Garage."
Kaum ertönt die Sirene füllt sich dieser große Raum: "Da kommen Hotelgäste und die ganze Nachbarschaft mit ihren Kindern und auch Hunden." Nach der zweiten Nacht, so die Österreicherin, kennen sich alle im Versteck: "Alle helfen einander, fragen nach, ob es auch gut gehe – manche Leute singen, tanzen, spielen Frisbee" (siehe Video oben).
Hat sie jemals Angst gehabt? "Komischerweise nicht", sagt Hofer, "ich glaube wir haben sehr schnell die israelische Denkweise übernommen, dass Panik nichts bringt. Man ist fokussiert darauf einen Shelter zu finden und hineinzugehen. Du hast keine Zeit an etwas zu denken."
Einen Schockmoment erlebte sie. Bei einem kurzen Spaziergang realisierte Astrid Hofer, wie nahe die Zerstörung war: "Fünf Minuten Fußmarsch entfernt siehst du Ruinen, Geschäfte, die von Raketenteilen zerstört wurden, überall Glas. Da bin ich einmal etwa um fünf Uhr früh hingegangen. Uns war nicht bewusst, wie nahe das ist."
Es sei absurd, erklärt sie uns die aktuelle Lage: "Tagsüber ist das Leben in Tel Aviv ganz normal, die Menschen sind am Strand, in den Restaurants, am Markt. Aber ab Sonnenuntergang beginnen die Sirenen."