Sie ist eine der ältesten Städte der Welt und von großer historischer Bedeutung. Doch als Folge des Klimawandels ist sie zunehmend von Meerwassereinbrüchen betroffen. Seit Jahren besteht Sorge über das zunehmend sinkende Bodenniveau in der Küstenstadt. Nun zeigt eine neue Studie das Ausmaß der inzwischen extrem ernsten Lage.
Die privilegierte Küstenlage macht die Heimatstadt der berühmten ägyptischen Pharaonin Kleopatra (69 bis 30 v. Chr.) zu einem begehrten Urlaubsziel. Andererseits ist die 5-Millionen-Einwohner-Metropole besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels.
Die Rede ist von Alexandria, der hinter Kairo zweitgrößten Stadt Ägyptens. Bei Besuchern des Landes steht sie oft ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Die Einheimischen nennen sie die "Perle des Mittelmeers", doch das können Touristen vor Ort kaum noch nachvollziehen.
Alexandria wurde laut aktueller Studie der TU München (TUM) und der University of Southern California in den vergangenen zwei Jahrzehnten von mehr als 280 Gebäudeeinstürzen entlang der Küstenlinie heimgesucht. Die Häufigkeit sei von 1 auf alarmierende 40 Gebäudeeinstürze pro Jahr angestiegen.
Die Forscher konnten einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Meeresspiegels, also der Belastung durch Meerwasser, und dem beobachteten Verfall der Bausubstanz nachweisen. Vereinfacht gesagt, versinke die Stadt allmählich im Meer.
331 v. Chr. von Alexander dem Großen gegründet, entwickelte sich Alexandria zu einem bedeutenden Kultur-, Wissenschafts- und Handelszentrum der Antike. Die Stadt war insbesondere für den Leuchtturm von Pharos, eines der Sieben Weltwunder, und die Große Bibliothek bekannt.
Noch immer zieht Alexandria mit ihren historischen Stätten Kulturinteressierte an – darunter nicht wenige, die die Reise mit einem Strandurlaub verbinden wollen. Denn Alexandria lockt mit feinen Sandstränden und einem vergleichsweise milden Klima, die Saison läuft etwa von Mai bis Oktober.
Doch vieles hat sich verändert. Die einst freien Strände und Promenaden sind durch den steigenden Meeresspiegel bedroht, einige sind bereits verschwunden. Betonblöcke, die Ufer und Gebäude vor den Wellen schützen sollen, sind ein fester Bestandteil des Bildes.
Längst haben die Fundamente berühmter Baudenkmäler unter dem steigenden Grundwasser gelitten, teils massiv, wie Statik-Experten beklagen.
Die ernsthafte Bedrohung Alexandrias durch den steigenden Meeresspiegel ist bereits bekannt. Im Jahr 2022 berichteten Medien über die verzweifelten Bemühungen der Stadtverwaltung, die Kraft der Wellen zu brechen. Denn natürlich sind nicht nur Bauwerke von den Gewalten bedroht: Auch die Bewohner Alexandrias sind den Wassermassen schutzlos ausgeliefert.
Alexandria nimmt im Zusammenhang mit der Erderwärmung keine Sonderstellung ein. Der Anstieg des Meeresspiegels, die Zunahme von Stürmen und Überschwemmungen sowie Hitze – die bekannten Risikofaktoren der globalen Erwärmung also – betreffen auch andere Küstenstädte weltweit.