Werden unsere Kindeskinder das Gletschereis nur noch als Zuckerl kennen? Der aktuelle Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins zeichnet jedenfalls ein alarmierendes Bild: Fast alle heimischen Gletscher zogen sich im "Gletscherjahr" 2023/24 zurück – im Durchschnitt um besorgniserregende 24 Meter.
Für diesen – nach 2021/22 und 2016/17 – dritthöchsten Rückzugswert in der 134-jährigen Geschichte des heimischen Gletschermessdienstes sorgten vor allem ein außergewöhnlich heißes Vorjahr (1,9 Grad zu warm) und massive Trockenheit.
Die größten Längenverluste der 90 gemessenen Gletscher mussten die Eisgiganten in den Ötztaler Alpen hinnehmen: Minus 228 Meter beim Sexegertenferner, gefolgt vom Taschachferner mit -176 Metern und dem Gepatschferner mit -104 Metern. Lediglich drei der untersuchten Gletscher blieben in ihrer Länge unverändert.
"Die neuerlichen Rekordwerte zeigen eindrucksvoll, dass sich die österreichischen Gletscher weiterhin in einer Phase des raschen Verfalls befinden", erklärt Gerhard Lieb, der gemeinsam mit Andreas Kellerer-Pirklbauer den Alpenverein-Gletschermessdienst wissenschaftlich leitet.
Die Entwicklung sei vor allem auf außergewöhnlich warme Sommermonate ohne längere Kältephasen zurückzuführen. "Besonders die hohen Temperaturen in Juni, Juli und August 2024 haben dazu geführt, dass die Gletscher in rasantem Tempo abschmelzen konnten", erklärt Kellerer-Pirklbauer.
"Die für Gletscher wichtigen Sommer-Schneefälle, die die Eisschmelze etwas bremsen könnten, blieben erneut aus. In Summe war das Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 sogar um 1,9 Grad zu warm", heißt es weiter.
Der dramatische Rückgang der weltweiten Gletscher erlangt auch international höchste Aufmerksamkeit. Die Vereinten Nationen haben gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) das Jahr 2025 zum "International Year of Glaciers’ Preservation" erklärt.
Am 21. März wird zudem heuer erstmals der "Welt-Gletscher-Tag" begangen. Alljährlich ab 2025 wird somit an diesem Tag die gesellschaftliche und ökologische Rolle der Gletscher ins Zentrum gerückt.
„Der Mensch muss nicht das Klima schützen, sondern sich selbst, indem er etwas für das Klima tut – aus reinem Selbsterhaltungstrieb.“Nicole SlupetzkyVizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins:
Gletscher sind von entscheidender Bedeutung für die Regulierung des globalen Klimas und die Bereitstellung von Süßwasser für Millionen von Menschen. Aufgrund des Klimawandels, der seit dem 19. Jahrhundert hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird, schwinden diese lebenswichtigen Ressourcen jedoch rapide.
Dass Österreichs Gletscher in spätestens 40 bis 50 Jahren weitestgehend verschwunden sein werden, dürfte sich kaum noch vermeiden lassen. Letztendlich sei diese Entwicklung aber ein globales Problem, erklärt Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins. "Bitte aufwachen: Klimaschutz bedeutet, uns selbst zu schützen", mahnt Slupetzky