Seit 7. März ist der Schutzstatus des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" herabgestuft. Diese Neubewertung spiegle die "wachsenden Herausforderungen für die Land- und Weidewirtschaft wider und eröffne größeren Handlungsspielraum bei der Regulierung von Wolfsbeständen", jubeln abschussfreudige Weidetierhalter.
Ganz anders beurteilen Umwelt- und Tierschützer die aktuelle Entscheidung der Berner Konvention, die von der EU-Kommission übernommen werden soll: "Die Änderung der Naturschutz-Richtlinie ist ein schwerer Rückschlag für Mensch, Natur und Tierwelt", sagt EU-Parlamentarierin Lena Schilling (24). Auch vom WWF kommt massive Kritik.
"Wir Menschen brauchen eine gesunde und vielfältige Natur – nicht nur als Naherholungsgebiet, sondern für unser Überleben", so Schilling. Das Aufweichen der EU-Richtlinie bedrohe nun zahlreiche Naturregionen Europas.
Insbesondere schützenswerte Natura-2000-Gebiete wie der österreichische Nationalpark Hohe Tauern oder die Donauauen könnten durch die Aufweichung der Richtlinie "infrage gestellt werden", fürchtet die tatkräftige Wiener EU-Abgeordnete.
„Wir erleben derzeit das größte Artensterben seit der Dinosaurierzeit. Wenn wir nicht umsteuern, kann es uns ähnlich ergehen.“Lena SchillingEU-Parlamentarierin
Die geplanten Änderungen bei der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) öffne "Tür und Tor für die Zerstörung zahlreicher Lebensräume und gefährdeter Arten – und spielt der Volkspartei in die Karten, die schon lange versucht, den Naturschutz in Europa zurückzudrängen", so die Grüne Parlamentarierin.
"Wir erleben derzeit das größte Artensterben seit der Dinosaurierzeit. Wenn wir nicht bald umsteuern, könnte es uns ähnlich ergehen", warnt Schilling.
Auch die Naturschutzorganisation WWF Österreich kritisiert die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus in der FFH-Richtlinie als "kontraproduktiv und gefährlich". Dies sei der "völlig falsche Weg" und könne letztlich "zu einer Aushöhlung des Naturschutzes in der EU" führen – mit dramatischen Folgen für gefährdete Arten und Lebensräume”, sagt WWF-Experte Christian Pichler.
Bislang waren Mitgliedstaaten in ihrer Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt. So waren trotz einer wachsenden Wolfspopulation und zunehmenden Angriffen auf Nutztiere "regulierende Maßnahmen" nur unter Ausnahmebedingungen möglich.
Bauernverbände werten die aktuelle Entscheidung nun als "wichtigen Fortschritt für eine ausgewogene Koexistenz von Landwirtschaft und Artenschutz."