Achtung, nutzt du Haftschalen?

Kontaktlinsen – Klima-Amöbe kann zur Erblindung führen

Aufregung unter Fehlsichtigen: Amöben der Gattung Acanthamoeba können Menschen erblinden lassen, wenn sie sich auf deren Kontaktlinsen ansiedeln.
Bernd Watzka
07.05.2025, 11:55

Eine US-Umfrage unter 1.000 Kontaktlinsenträgern ergab, dass ein Drittel (35 Prozent) der Nutzer ihre Haftschalen abends mit Leitungswasser reinigen. Dieses ist zwar trinkbar, aber nicht keimfrei. Es enthält neben Bakterien meist auch Amöben der Gattung Acanthamoeba.

Diese von der globalen Klima-Erwärmung massiv begünstigten Einzeller fühlen sich auf Kontaktlinsen wohl, vermehren sich dort und können mit der Linse ins Auge geraten, berichtet das Wissenschaftsmagazin Spektrum.de.

Gefährliche Entzündungen

Acanthamoeba löst ernsthafte Hornhautentzündungen aus. Selbst mit intensivmedizinischer Therapie bleiben bei jedem dritte Betroffenen Dauerschäden zurück. Manche Patienten benötigen eine Hornhauttransplantation, um die Sehkraft wiederzuerhalten und die Infektion ganz loszuwerden.

Lebensgefahr beim Eindringen ins Nervensystem

Lebensgefährlich wird es, wenn die Amöben ins Nervensystem eindringen. Das geschieht meist nicht über die Augen, sondern oft über die Nase. So sorgte 2023 ein Fall für Aufsehen, bei dem Acanthamoeba via Nasendusche ins Gehirn einer Frau in New Mexico gelangte. Die Amerikanerin verstarb an den Folgen dieser – freilich äußerst seltenen – Amöbenenzephalitis.

Attacke über menschliche Nase

Acanthamoeba ist übrigens nicht die einzige gefährliche Amöbe. Es gibt es eine weitere Amöbenart, die Menschen gern über die Nase attackiert: N. fowleri, genannt  "hirnfressende Amöbe". Wie Acanthamoeba verursacht sie schwerste Entzündungen. N. fowleri befällt dabei nicht vorrangig Personen mit Vorerkrankungen, sondern vor allem Kinder und Jugendliche.

In Österreich gab es bisher noch keine Fälle von N.-fowleri-Infektionen. Acanthamoeba ist hingegen auch in Zentraleuropa heimisch.

Vorkommen in warmen Gewässern und Pools

Verschiedene Amöbenarten unterscheiden sich stark hinsichtlich ihres Lebensraums – und damit des Orts, wo sich die meisten Leute anstecken. N. fowleri liebt warme Gewässer wie Pools und Badeseen. Acanthamoeba findet man unter anderem an der Innenwand von Wasserversorgungssystemen – von dort gelangen die Amöben ins Leitungswasser.

Wie kann man das Ansteckungsrisiko reduzieren? Für Kontaktlinsen, Nasenduschen und Inhalationsgeräte nur destilliertes Wasser verwenden. Beim Schwimmen darauf achten, möglichst wenig Flüssigkeit in die Nase zu bekommen. Natürlich ist es ratsam, Gewässer zu meiden, in denen kurz zuvor Amöbeninfekte aufgetreten sind.

Wie die Klimakrise Amöben-Erkrankungen begünstigt

Amöbenenzephalitis, eine seltene, aber fast immer tödlich verlaufende Gehirnentzündung, steht in direktem Zusammenhang mit dem Klimawandel, da sich die Umweltbedingungen für diesen gefährlichen Erreger durch steigende Temperaturen deutlich verbessern.

Drei Hauptfaktoren

  • 1. Steigende Wassertemperaturen: Amöben lieben warmes Süßwasser. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen in Seen, Teichen und Flüssen – besonders in den Sommermonaten. Dadurch erweitert sich das geografische Vorkommen der Amöbe – auch in Regionen, die früher als "sicher" galten.
  • 2. Längere Badesaisonen: Heiße Sommer führen dazu, dass Menschen häufiger und länger baden, oft in stehenden Gewässern. Dies erhöht freilich die Ansteckungsgefahr.
  • 3. Wasserknappheit: In Regionen mit Wasserknappheit (z. B. durch Dürre) wird Wasser teils in offenen, warmen Tanks oder Becken gelagert – ideale Brutstätten für die Amöbe.
{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 07.05.2025, 11:59, 07.05.2025, 11:55
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