"Frohe Weihnachten, Stefan", beginnt die Nachricht an KTM-CEO Stefan Pierer. Sie steht auf einem Schild, das vor der Motohall in Mattighofen (Bez. Braunau) angebracht wurde. Und weiter: "Wünschen dir deine Angestellten, die dich zum Milliardär gemacht haben und denen du nicht einmal mehr ihren Lohn und ihr Weihnachtsgeld bezahlst."
Die Wut der Betroffenen schwingt in den Zeilen deutlich mit. Hintergrund: Rund 400 Mitarbeiter wurden beim Innviertler Motorrad-Hersteller gekündigt.
Jetzt hat sich einer von ihnen bei "Heute" gemeldet, er möchte anonym bleiben. Er war am Standort Munderfing (Bez. Braunau) beschäftigt, verlor Anfang Dezember seinen Job. Der Mann berichtet von einer Kollegin, die ebenfalls kürzlich gekündigt wurde.
Noch im vergangenen Jahr habe ihr KTM die Finanzierung eines E-Bikes über eine Leasingfirma angeboten. Der Betrieb soll sie mit 50 Euro unterstützt haben, monatlich sei ihr vom Lohn ein Betrag abgezogen worden. "Vorige Woche wurde sie von der Leasingfirma angerufen und ihr gesagt, dass sie entweder noch die fehlenden 3.600 Euro zahlen oder ihr E-Bike zurückgeben muss", so der Ex-Mitarbeiter. Sie habe ihm gesagt, dass ihr nun sogar das Fahrrad genommen wurde.
Da sie finanziell schlecht dasteht, blieb ihr nämlich nichts anderes übrig, als sich vom Bike zu trennen, berichtet der Mann. Doppelt bitter: Den Geldbetrag, den sie insgesamt eineinhalb Jahre an die Leasingfirma angezahlt hat, ist auch weg. Sie sei jedoch nicht die Einzige: "Viele Leute haben dasselbe Problem", betont der Mann. "Heute" bat KTM um eine Stellungnahme, erhielt bis jetzt aber keine Antwort.
Wie berichtet, fand vergangenen Freitag die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung im Insolvenzverfahren statt. Nach der Verhandlung wurde verkündet, dass es vorerst mit dem Zweirad-Produzenten weitergeht.
Der Motorrad-Hersteller mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) ist in die Insolvenz gerutscht. Laut Kreditschutzverband betragen die Schulden des Innviertler Unternehmens rund 1,8 Mrd. Euro. 250 Mitarbeiter wurden bereits gekündigt, rund 400 weitere Angestellte werden im Zuge der Sanierung folgen.