Theatermacher Paulus Manker (67) hatte am Donnerstag erneut einen Auftritt vor Gericht: Im Justizpalast Wien wurde die Berufung wegen Beleidigung und übler Nachrede verhandelt.
Angeklagt waren insgesamt vier Beschimpfungen – "geldgierige Kanaille", "Intrigant", "Kulturschwuchtel" und "paranoider Psychopath" –, die der Regisseur gegenüber Immobilieninvestor und Eigentümer des Südbahnhotels am Semmering (NÖ), Christian Zeller, getätigt hatte.
Manker kam – wie üblich – im schwarzen Mantel, mit schwarzer Haube und rotem Schal und provozierte Zeller gleich bei der Eröffnung der Verhandlung mit der Frage: "Wann eröffnet das Südbahnhotel? Ich bin gar nicht eingeladen", berichtet der "Kurier".
Der Regisseur las aus einer vorbereiteten Erklärung vor und beschuldigte den Richter der ersten Instanz, entlastende Zeugen ausgeschlossen zu haben. "Wären meine Zeugen gehört worden, wäre es nicht zu einer Verurteilung gekommen", erklärte er überzeugt.
Die Richterin wies Manker anschließend darauf hin, dass solche Argumente eine Nichtigkeitsbeschwerde erfordert hätten – die Manker aber nicht eingebracht hatte. Trotzdem erlaubte die Richterin, Zeugen zu beantragen – bis sich herausstellte, wie lang die Zeugen-Wunschliste von Manker tatsächlich ist.
So sollen seine Ehefrau, Hermann Dikowitsch von der Kulturabteilung NÖ, der Bürgermeister von Semmering, ein Polizist, angebliche Mitglieder eines "Schlägertrupps" sowie Mitarbeiter von Volksoper, Staatsoper und Burgtheater aussagen.
Im Verlauf der Verhandlung zeigte sich die Richterin zunehmend vom Theatermacher genervt, forderte ihn zu kürzeren Ausführungen auf. Nach längerer Beratung entschied der Senat: Einige Zeugenanträge seien irrelevant und wurden abgelehnt. In drei Punkten ("geldgierige Kanaille", "Intrigant" und "Kulturschwuchtel") wurde das erstinstanzliche Urteil (eine Geldstrafe) bestätigt und ist somit rechtskräftig.
Einer weiteren Klärung bedarf allerdings der Ausdruck "paranoider Psychopath": Diese Aussage könnte ein zulässiges Werturteil sein. Daher müssen die Gattin und ein Manker-Mitarbeiter in einer neuen Verhandlung nochmals als Zeugen gehört werden.
Zeller zeigte sich laut "Kurier" einerseits über das Urteil zufrieden, andererseits reagierte er mit Kritik: "Sprachlos macht mich, dass das Gericht nachdenkt, ob ich ein Psychopath sein könnte." Unabhängig von diesem Verfahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen Manker wegen betrügerischer Krida und Untreue – er soll rund 363.000 Euro veruntreut haben.