Rausch rund um die Uhr

Lachgas-Exzess! Jugend kauft Drogen im Automat

In Wiens Automatenshops ist Lachgas rund um die Uhr erhältlich. Experten schlagen Alarm, Politik setzt auf Prävention statt Verbot.
Christoph Weichsler
25.07.2025, 11:15
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Sie stehen in Automaten neben Chips und Softdrinks: Metalldosen, gefüllt mit Distickstoffmonoxid – besser bekannt als Lachgas. Eigentlich etwa für Schlagobers gedacht, werden sie immer öfter zweckentfremdet: Jugendliche nutzen sie als Partydroge.

Der Verkauf erfolgt meist anonym und ohne Alterskontrolle – rund um die Uhr in mehr als 300 Shops in Wien. Neben einzelnen Kapseln sind teils auch große Flaschen mit bis zu 2.000 Gramm erhältlich. Der Zugang ist einfach, der Preis niedrig, die Wirkung schnell.

Kurzzeit-Rausch mit Gesundheitsrisiko

Lachgas wird seit Jahren medizinisch genutzt, etwa in der Zahnheilkunde. Beim Freizeitgebrauch jedoch warnt die Ärzteschaft vor möglichen Risiken: Die Substanz verdrängt Sauerstoff im Blut, kann neurologische Schäden verursachen und sogar zu Erfrierungen führen.

"Die Einnahme kann schwere Schäden an Hirn und Nerven auslösen", heißt es von Suchtexperten. Besonders gefährlich: Die betäubende Wirkung kann verhindern, dass Erfrierungen an Fingern oder Lippen überhaupt bemerkt werden – vor allem bei der Nutzung von Kapseln.

Andere Länder setzen längst Verbote um

Während in Österreich die Droge frei verkäuflich, ist Lachgas in mehreren europäischen Staaten bereits eingeschränkt oder verboten. In den Niederlanden und Großbritannien etwa ist der Verkauf vollständig untersagt. Deutschland hat kürzlich ein Verkaufsverbot an unter 18-Jährige beschlossen.

Begründet wurde das laut Bundesgesundheitsministerium mit gesundheitlichen Nebenwirkungen, aber auch mit Gefrierverletzungen. In Belgien und Frankreich gelten ähnliche Regeln. Österreich dagegen verzichtet auf gesetzliche Einschränkungen.

Österreich setzt auf Prävention statt Strafen

Auf "STANDARD"-Anfrage erklärt das Gesundheitsministerium: Lachgas sei "weder als Suchtgift noch als psychotroper Stoff" im Suchtmittelgesetz erfasst – und daran werde sich aktuell auch nichts ändern.

"Jegliche Unterstellung unter das Suchtmittelregime würde dazu führen, dass potenzielle Konsumentinnen und Konsumenten kriminalisiert würden", heißt es. Stattdessen setzt man auf Aufklärung und sogenannte Schadensminimierung – etwa über präventive Infoangebote für Jugendliche.

Kritik an Untätigkeit wächst

Doch Experten zeigen sich skeptisch. Der Trend unter jungen Menschen sei nicht mehr zu übersehen – und durch die leichte Verfügbarkeit wachse das Missbrauchspotenzial. Auch das Umweltbundesamt warnt: Lachgas sei rund 300-mal klimaschädlicher als CO₂ und trage spürbar zur globalen Erderwärmung bei.

Laut Standard lag der Anteil an den menschengemachten Emissionen im Jahr 2019 bei rund fünf Prozent. Ein Umstand, der auch beim Umwelt- und Jugendschutz zunehmend für Diskussion sorgt.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 25.07.2025, 11:18, 25.07.2025, 11:15
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