Drogen-Alarm an der U6

"Lag reglos mit Spritze im Arm"– Anrainer in Angst

Dealer vor der U-Bahn, Spritzen im Park, Angst bei Familien: Die Lage an der U6 Gumpendorfer Straße spitzt sich immer weiter zu.
Christoph Weichsler
29.09.2025, 21:49
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Die Szenen, die Anrainer rund um die U6-Station Gumpendorfer Straße erleben, sind alarmierend. "Es ist beängstigend und verstörend, was sich hier abspielt", erzählt eine Frau aus der Nachbarschaft gegenüber "Heute". Sie berichtet von offenem Drogenhandel, Süchtigen mit Spritzen in Armen und Beinen – manchmal sogar im Unterbauch, wenn keine Vene mehr übrig ist. Sozialarbeiter nehme sie außerhalb des Jedmayers kaum wahr.

Für Familien sei die Situation längst untragbar. "Meine Kinder können im Fritz-Imhoff-Park nicht mehr spielen. Freunde empfinden die Szenerie als dystopisch." Besonders prägend war für sie ein Erlebnis am 9. September: In einem Durchgang fand sie einen Mann mit Überdosis, reglos am Boden, die Spritze noch im Arm, Erbrochenes neben ihm. "Da war klar: So kann es nicht mehr weitergehen."

Stadt kündigt Sicherheitsgipfel an

Wie der ORF berichtete, reagierte Wiens Sucht- und Drogenkoordinator Ewald Lochner auf die Eskalation mit der Ankündigung eines "sicherheitsstrategischen Gipfels" mit der Polizei. Er kritisierte, dass zu wenig Kräfte im Einsatz seien. Die Wiener Polizei verweist hingegen auf ihre laufenden Streifenkonzepte. Täglich seien Doppelstreifen, Bereitschaftseinheit und Polizeihunde vor Ort. Allein in den letzten zwei Wochen kam es im Fritz-Imhoff-Park zu mehreren Anzeigen und vier Festnahmen.

ÖVP Mariahilf schlägt Alarm

Besonders deutlich äußert sich Martina Hammerer von der Volkspartei Mariahilf. Sie sieht schwere Versäumnisse bei der Stadt: "Es war ein Fehler, ein Drogenzentrum mitten in ein dicht besiedeltes Gebiet zu setzen. Eine einzige Anlaufstelle kann die Probleme einer Zwei-Millionen-Stadt nicht lösen."

Die Polizei nimmt sie im Gespräch mit "Heute" klar in Schutz: "Sie ist präsent und leistet hervorragende Arbeit. Das Polizei-Bashing seitens der Stadt muss endlich aufhören." Für Hammerer hat sich rund um das Jedmayer längst ein "Brennpunkt-Grätzel" entwickelt, nicht nur eine Station.

Schutzzone und Alkoholverbot als Lösung?

Als Sofortmaßnahme verlangt Hammerer ein Alkoholverbot rund um das Jedmayer: "Das kann Bürgermeister Ludwig sofort umsetzen, es kostet nichts und gibt der Polizei sofort mehr Möglichkeiten." Außerdem müsse die Stadt die Sanitäreinrichtungen in den Parks sanieren und der MA48 unterstellen, um Kinder vor Infektionsrisiken zu schützen.

Langfristig brauche es Schutzzonen für Spielplätze, Kindergärten und Schulen. Auch eine Umgestaltung der Parkmöbel sei wichtig, wie im neu eröffneten Naschpark. Vor allem aber fordert Hammerer die Aufteilung der Klienten auf mehrere Standorte in- und außerhalb Wiens: "Sucht und Suchthilfe brauchen Zeit und Raum – nicht ein einziges Sammelbecken."

Vertrauenskrise bei den Bürgern

Für Hammerer ist klar: Das Vertrauen der Bevölkerung ist verspielt. Eine für November 2024 versprochene Anrainerversammlung sei bis heute nicht abgehalten worden. Stattdessen habe Bürgermeister Ludwig kurz vor der Wien-Wahl stattdessen ein Alkoholverbot in Floridsdorf verkündet. "Wie soll so Vertrauen entstehen? Sicherheit ist keine Kernkompetenz dieser Stadtregierung. Wir werden weiter kämpfen, bis die Anrainer endlich gehört werden."

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