Es sind große Namen: Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Schauspieler Cornelius Obonya, seine Kolleginnen Katharina Stemberger und Andrea Eckert, die Schriftsteller Doron Rabinovici und Julya Rabinowich, Autor Gerhard Ruiss und Filmemacher Fabian Eder. Sie beginnen einen offenen Brief mit den Worten: "Es ist 2025 und der Antisemitismus wird – wieder – zum Alltagsphänomen für Jüdinnen und Juden."
Österreichs prominente Künstler und Intellektuelle erinnern kurz vor dem Gedenktag an die November-Pogrome vor 87 Jahren, dass die Zahl der antisemitischen Vorfälle wieder stark im Steigen ist. 726 solcher Taten wurden im ersten Halbjahr 2025 registriert.
"Die Lage ist alarmierend", schreiben sie: "Wir gedenken am 9. November der Pogrome, die 1938 den Anfang der Schoa einläuteten. Nie hätten wir gedacht, dass wir 2025 wieder vom enthemmten Antisemitismus sprechen müssten oder dass Antisemitismus als Alltagsbedrohung für Jüdinnen und Juden gelten könnte."
Es ist bedenklich, so die Unterzeichner, bisher appellierte man an die Zivilcourage, doch: "Sie haben ihre Wirkung offensichtlich verfehlt: Was wir sehen, ist eine ständige Grenzverschiebung des Sagbaren, und antisemitische Übergriffe, Beleidigungen und Gewalttaten sind an der Tagesordnung."
Mehr noch, sie bekunden, dass mittlerweile Mut dazugehöre, sich gegen Judenhass zu stellen: "Viele schweigen aus Angst, sie könnten als Nächste an den Pranger eines wütenden Online-Mobs gestellt oder aufgrund ihrer Haltung gegen jeden Antisemitismus gecancelt werden."
Und dann folgt ein Aufruf: "Ein erster kleiner Schritt dazu ist oft schwierig – aber immer möglich. Am 10. November um 18 Uhr am Karmeliterplatz veranstaltet die jüdische Jugend Wiens den Light of Hope, einen Gedenkmarsch in Erinnerung an die Novemberpogrome, für eine unbeschwerte Zukunft in Österreich, frei von jedem Antisemitismus. Wir sind eingeladen, diesen Weg mit ihr gemeinsam zu gehen. Nur so werden wir eine Trendumkehr für eine Zukunft in Frieden, Freiheit und Demokratie für alle erreichen."