Wer kennt die Situation nicht? Von der Arbeit müde, auf der Couch lungernd, plötzlich meldet sich der Hunger. Für Kochen oder einen Besuch im Restaurant ist die Faulheit zu groß. Ein Anruf bei einem Lieferservice genügt, schon ist die Lieblingspizza auf dem Weg.
Über die Arbeitsbedingungen der Essenszusteller machen sich dabei die wenigsten Gedanken. "Heute" hat mit einem Mann gesprochen, der in Linz für Lieferando arbeitet. Matthias O. (Name geändert; Anm.) berichtet über seinen belastenden Alltag.
"Von zehn Kunden geben nur zwei ein Trinkgeld", nennt der Mitarbeiter drastische Zahlen. "Außerdem gibt es immer wieder Kunden, die unhöflich, lästig, sogar aggressiv sind."
„Es gibt schon Kunden, die die Situation bei Fahrern ausnutzen, die nicht so gut Deutsch können.“Matthias O.Lieferando-Fahrer in Linz
Der Zusteller betont, dass er einen Vorteil gegenüber Kollegen mit Migrationshintergrund habe: "Ich rede gut Deutsch und kann mit den Menschen umgehen. Es gibt schon Kunden, die die Situation bei Fahrern ausnutzen, die nicht so gut Deutsch können. Die lassen es dann bei ihnen aus."
Der Konzern helfe diesen Beschäftigten nicht, kritisiert er. Der Mann findet scharfe Worte für das Unternehmen: "Bei Lieferando zählt nur: Geld muss hereinkommen. Das ist das einzige, das wichtig ist. Wenn jemand darunter leidet, ist egal. Nach außen hin muss es schön ausschauen, aber wie es wirklich ist, ist völlig wurscht."
Ein weiterer Aspekt, der den Fahrer massiv stört: "In der Öffentlichkeit positioniert sich die Firma als der Retter der Flüchtlinge. In Wirklichkeit nutzen sie ihre Situation voll aus."
Auf Anfrage bezieht Lieferando Stellung zu den Vorwürfen: "Die Sicherheit und das Wohlbefinden unseres Teams stehen für uns an erster Stelle, dazu zählt insbesondere der respektvolle Umgang mit unseren Kollegen. Beschwerden gehen wir sofort und kompromisslos nach."