Es war nur ein kurzes Aufatmen: Aktuell sind die Corona-Zahlen wieder im Ansteigen. Innerhalb von einer Woche haben sich die Neuinfektionen sogar verdoppelt. So meldeten die Behörden am vergangenen Samstag bereits 4.107 Corona-Infektionen, sieben Tage zuvor waren es noch 2.621 Neuinfektionen österreichweit.
Dennoch verweist das Nationale Impfgremium (NIG) auf den Herbst, wenn es um die vierte Corona-Impfung geht. Dagegen hat auch Molekularbiologe Andreas Bergthaler im Interview mit "Heute" nichts einzuwenden. "Aus immunologischer Sicht scheint mir die Auffrischungsimpfungfür die breite Bevölkerung im Herbst sinnvoll, da damit in den Folgemonaten ein dämpfender Effekt auf die Infektionszahlen zu erwarten ist", erklärt der Experte. Eine offene Frage bleibe für ihn jedoch, ob man weiterhin die bisherigen Impfstoffe oder eventuell an Omikronangepasste Vakzine verwenden sollte. "Dies wird neben logistischen Fragen auch mit den weiteren Entwicklungen des Virus zusammenhängen."
Aktuell gehe das Covid-Prognose-Konsortium auch von einer weiteren Zunahme der Fallzahlen aus. "Die seit Ende Mai steigenden Zahlen hängen einerseits mit der deutlich höheren Infektiösitätder Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 zusammen. Wie in anderen Ländern sehen wir auch in Österreich nunmehr eine nahezu wöchentliche Verdoppelung des BA.4 und BA.5 Anteils bei den Neuinfektionen verglichen zu BA.2." Doch auch geänderte Kontaktverhalten, die erhöhte Reisetätigkeit sowie die schrittweise zurückgehende Grundimmunität würden hier eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
Faktoren, die derzeit dämpfende Effekte wie die Saisonalität"neutralisieren".
Mit einem neuerlichen Lockdownsei deshalb im Sommer nicht zur rechnen, so Bergthaler. "Danach wird es davon abhängen, wie sehr das Gesundheitssystem an seine Belastungen gerät. Es wird davon abhängen, wie sehr das Gesundheitssystem an seine Belastungen gerät. Dies wird maßgeblich von den dann vorliegenden Virusvarianten beeinflusst werden."
Bleibe es bei Omikron-ähnlichen Varianten, könne man im Durchschnitt von milderen Krankheitsverläufenausgehen. Bergthaler warnt allerdings: "Aber sogar in diesem Fall kann es bei einer hohen Anzahl an Infektionen zu vielen schweren Verläufen führen. Falls dies zu einem Systemrisiko führen sollte, würden dann gerade auch Nicht-Covid-Patienten Einschnitte ihrer Gesundheitsversorgung erfahren."
Um dies möglichst zu verhindern, bleibe die Impfung mit ihrem in vielen internationalen Studien nachgewiesenen Schutz vor schwerer Krankheit ein wichtiges Instrument, betont der Experte.