Der Fall zieht immer weitere Kreise, jetzt wird das wahre Ausmaß erst langsam bekannt. 18 Jahre lang soll ein ÖBB-Lokführer Jugendliche belästigt haben. Er soll seine Opfer in die Lokomotive gelockt haben, dort seine Taten verübt haben – "Heute" berichtete.
Die Zahl der Opfer steigt rasant. Mittlerweile sind es 19, die Anzeige erstattet haben.
"Heute"-Recherchen zeigen: Nicht nur in seiner ÖBB-Lok sollen diese Taten geschehen sein. Der Wiener war auch aktives Mitglied im Eisenbahnmuseum Strasshof (NÖ, Bezirk Gänserndorf), das bezeugt auch ein früheres Mitglied gegenüber "Heute" – die Opferzahl wird wohl weiter stark ansteigen.
Felix M. (richtiger Name der Redaktion bekannt) ist selbst von Ermittlern als Zeuge in der Sache geladen. "Das ist ein trauriger Einzelfall in unserer Szene, aber es soll bekannt werden", sagt er im Gespräch mit "Heute".
"Hier in Strasshof ist er historische Dampfloks als Lokführer gefahren", erzählt Felix M. In dieser Funktion im Verein mit 450 Mitgliedern sahen die Jungen auf zu dem gepflegten Mann mit lichtem Haar, er war eine Respektsperson: "Er schulte die Leute ein, als Junger freust du dich, wenn du auf die Lok rauf darfst und mitmachst."
Die schlimmen Sachen "hat er auch hier gemacht." Es war wohl ein offenes Geheimnis im Museum, erzählt der Informant: "Die so genannte 'Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung' geschah am Führerstand und auch beim Duschen hat er den Burschen zugeschaut." Es soll hier noch viel mehr Opfer geben, verrät Felix M., Dutzende Jugendliche und ehemalige Kollegen sollen von der Polizei als Zeugen geladen sein.
Warum aber geschah all die Jahre nichts gegen ihn im Verein? "Die Jugendlichen wussten nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen", erzählt der Insider, "die Opfer dachten, man wird ihnen nicht glauben, der Mann war schließlich ein staatlich bediensteter Lokführer." Dennoch: Das Tuscheln hat nie aufgehört.
"Er war teilweise sehr aufdringlich", beschreibt M. weiter, "latent aggressiv, wenn er getrunken hat." Der Verdächtige soll auch im Rausch Lokomotiven am Gelände gefahren sein.
Im Eisenbahnmuseum selbst ist man "zutiefst erschüttert über die aktuellen Vorwürfe." Und weiter: "Leider müssen wir mitteilen, dass es durch diesen Mitarbeiter auch in den Räumlichkeiten unseres Museums zu Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen ist. Sobald der Vereinsvorstand davon Kenntnis erlangte, wurde sofort reagiert: Der betreffende Mitarbeiter wurde umgehend vom Verein ausgeschlossen und es wurde ein Betretungsverbot auf dem gesamten Vereinsgelände erteilt."