Iraker leugnete alles

Mädchen (6) gab Notsignal: Freispruch für Stiefvater

Am Dienstag fand in Wien der Prozess gegen jenen Iraker statt, der angeblich seine Kinder entführen wollte. Er leugnet alles – Freispruch!
Thomas Peterthalner
16.12.2025, 12:54
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Wie berichtet, rettete ein sechsjähriges Mädchen seine Familie aus den Fängen eines mutmaßlichen gewalttätigen Vaters. Nun stand der Iraker (39) Dienstag (16.12.) vor Gericht am Wiener Landl. Schwere Nötigung und Freiheitsentziehung lauteten die Vorwürfe.

"Er fuhr wie ein Wilder durch Wien"

Der Verdächtige soll trotz Wegweisung seine Familie– neben der Frau war auch die 6-Jährige und ein Baby (6 Monate) in den Vorfall involviert – mit einem Messer bedroht und zum Einsteigen ins Auto genötigt haben. "Er fuhr wie ein Wilder durch Wien", so die Staatsanwältin. Bei der Lugner City kam es zu einem Auffahrunfall – der Unfallgegner rief die Polizei. Angeblich soll der Iraker bei dem nachfolgenden Einsatz sehr nervös gewesen sein, seine Frau am Aussteigen gehindert haben. Bei dem Polizeieinsatz deutete das Mädchen gegenüber den Polizeibeamten dann das "SOS"-Handzeichen. Die Beamten nahmen den Mann fest.

Messer war zum "Sandwich machen"

Der Verdächtige wies vor Gericht alle Vorwürfe von sich, bekannte sich "nicht schuldig".  Er habe in der Lugner City Parkscheine kaufen wollen, deshalb sei er mit seiner Familie im Auto unterwegs gewesen. Von Entführung könne keine Rede sein. Die im Auto und im Kinderwagen gefundenen Cutter- und Klappmesser habe er "zum Sandwich machen" bzw. "Papier schneiden" dabei gehabt.

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte schon kurze Zeit nach den Ereignissen beim Landesgericht für Strafsachen einen Strafantrag wegen schwerer Nötigung und Freiheitsentziehung eingebracht.

Mädchen gab SOS-Handzeichen in der Lugner City Garage.
Helmut Graf/iStock

SOS-Zeichen schon früher gezeigt

"Es handelt sich um eine Intrige des Ex-Manns von meiner Frau", erklärte der Iraker. Dieser hätte auch seine 6-jährige Stieftochter manipuliert – und ihr das SOS-Zeichen beigebracht. "Sie hat es eine Woche zuvor auch schon in einem Supermarkt gezeigt. Ich habe das Zeichen bis dahin gar nicht gekannt."

Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133

"Fand Kokain bei ihr in Wohnung"

Mit seiner Frau sei er gleich zwei Mal nach islamischem Recht verheiratet. Sie hätten eine "romantische Beziehung" gehabt – bis sich der Ex-Mann der 34-Jährigen eingemischt habe. "Ich habe ein halbes Kilo Kokain in der Wohnung von ihr am Keplerplatz gefunden!" Die Drogen hätten nur von dem Ex-Mann der Frau stammen können, er habe sie vernichtet. Die Richterin warnte den Angeklagten ausdrücklich davor, jemanden zu verleumden.

"Mir wurde Falle gestellt"

Als es am 30. November zu dem Auffahrunfall bei der U6-Station Burggasse kam, hätte er selbst darauf bestanden, die Polizei und Rettung zu holen. Die Frau und ihr Ex-Mann hätten ihm eine Falle gestellt – einen Grund dafür konnte er auf Nachfrage der Richterin aber nicht nennen. Die Familie sei öfters zum Spazierengehen in die Lugner City gefahren, so der Angeklagte.

Iraker ging als freier Mann heim

Die 34-jährige Frau stöckelte in Leoparden-Jacke und mit Kinderwagen in den kleinen Saal 304 am Wiener Landl. Zuerst beschwerte sie sich über den vollen Saal, dann entschlug sie sich als Zeugin der Aussage und ging wieder. Das sechsjährige Mädchen wurde per Video zugeschaltet, es wollte ebenfalls nichts zu dem Vorfall sagen  – gut für den Angeklagten: Er wurde aus Mangel an Beweisen rechtskräftig freigesprochen. Der Iraker ging heim.

{title && {title} } pet, {title && {title} } Akt. 16.12.2025, 13:39, 16.12.2025, 12:54
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