Forscher der Rutgers University in den USA schlagen Alarm: Der Meeresspiegel auf der ganzen Welt steigt so schnell wie seit 4.000 Jahren nicht mehr. Der Grund: Wärmeres Wasser dehnt sich aus - und schmelzende Gletscher sowie Eisschilde liefern zusätzlich riesige Wassermengen.
"Die Gletscher reagieren schneller, weil sie kleiner sind als die Eisschilde, die oft die Größe von Kontinenten haben", erklärt Studienautor Yucheng Lin. Besonders in Grönland beschleunige sich der Eisverlust dramatisch. Die Analyse blickt 12.000 Jahre zurück - und zeigt: So stark wie derzeit war der Anstieg seit der letzten Eiszeit nie.
Besonders heftig war der Anstieg zwar vor 12.000 bis 8.000 Jahren - damals mehr als 1 Zentimeter pro Jahr. Doch danach wurde es ruhiger: Vor 3.000 Jahren stieg das Meer nur noch um 0,4 Millimeter jährlich. Doch seit dem 19. Jahrhundert (Beginn der Industrialisierung) geht’s wieder steil bergauf: Erst 0,1 Millimeter, dann 0,76 mm - zuletzt sogar 1,51 Millimeter pro Jahr. Tendenz steigend.
Für die Studie durchforstete das Team Tausende Messdaten - von fossilen Mangroven bis zu alten Korallenriffen. Mit einer selbst entwickelten Software filterten sie unterschiedliche Ursachen für steigendes oder sinkendes Land heraus. Denn auch das Abtauchen von Erdplatten oder das Absinken von Küstenstädten beeinflusst den gemessenen Pegel.
Besonders betroffen: Städte wie Shanghai, wo der Boden im 20. Jahrhundert um über einen Meter absackte - nicht nur wegen natürlicher Setzung, sondern auch wegen hoher Grundwasserentnahme. In Jakarta liegt heute sogar ein Teil der Stadt unter dem Meeresspiegel. Dort muss ständig Wasser abgepumpt werden.
Fakt ist: Für Millionen Menschen in Küstenregionen wird der steigende Meeresspiegel immer mehr zur realen Gefahr - und das schneller, als viele dachten.