"Hat das Landesgericht Wien überhaupt einen Verhandlungssaal, auf dessen Anklagebank 42 Bürger und Bürgerinnen passen?", fragt Marina Hagen-Canaval, Sprecherin der mittlerweile eigentlich inaktiven "Letzten Generation", zynisch.
Denn wie die Aktivisten just erfahren haben, wird gleich 42 Personen aus ihren Reihen der Prozess gemacht. Die Wiener Staatsanwaltschaft wirft ihnen schwere Sachbeschädigung vor.
Hintergrund dürfte sein, dass bei manch Klebe-Aktion gleich der Straßenbelag um die Hand herum rausgeschnitten werden musste. Aktivisten hatten sich die Hände mit einer Sand-Superkleber-Mischung regelrecht einzementiert (auch bekannt als "Mumienhände").
Paul Kessler, Anwalt und Verteidiger von 14 der Beschuldigten, ist immerhin froh über den Umstand, dass es keine Vorwürfe der kriminellen Vereinigung mehr gibt. "Diese Einsicht ist wichtig und zeigt, dass die ursprünglichen Vorwürfe maßlos überzogen waren. Gerade auch von den namhaften Politiker:innen, die Klimaproteste wiederholt in Verbindung zu Terrorismus gebracht haben."
Härtere Geschütze fährt Sprecherin Hagen-Canaval auf: "Dieser Prozess ist eine Farce und dient nur zur Abschreckung von zivilgesellschaftlichem Engagement."
Eine der Beschuldigten ist Clarissa Stracke, sie nahm an einem Klebeprotest am Wiener Ring teil. Die dreifache Mutter Katrin Weber wiederum schüttete Farbe auf Gebäude und bestieg eine Autobahn: "Es ist schon verwunderlich: Dafür, dass wir den Verkehr auf der A2 für wenige Stunden friedlich stillgelegt oder abwaschbare Warnfarbe verschüttet haben, sollen Menschen strafrechtlich belangt werden."