Nach dem schockierenden Missbrauchsfall in Kärnten wurde ein 22-jähriger Lavanttaler am Mittwoch am Landesgericht Klagenfurt zu neun Jahren Haft verurteilt. Er hatte sich als ehemaliger Mitarbeiter des Fußballvereins Wolfsberger AC das Vertrauen minderjähriger Burschen erschlichen. Der junge Mann war voll geständig.
"Es geht hier um zahlreiche Verbrechen und Vergehen, die einen Strafrahmen von fünf bis 15 Jahren ausgemacht hätten. Es gab Milderungsgründe, wie seine Unbescholtenheit und dass er von Anfang an geständig war. Daher ist die Strafe nicht zweistellig geworden", erklärte Richter Gernot Kugi, der dem Schöffensenat vorstand.
Sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft verzichteten auf Rechtsmittel – das Urteil ist damit rechtskräftig. Der 22-Jährige wird seine Strafe in einem forensisch-therapeutischen Zentrum verbüßen, berichtet "Kleine Zeitung". Das hatte der Staatsanwalt beantragt und entsprach auch dem Wunsch des Angeklagten.
Zwei Opfer erhielten Schmerzensgeld und Schadenersatz: Ein Jugendlicher bekommt 1.000 Euro, einem weiteren wurden 8.000 Euro zugesprochen. Letzterer leidet laut einem Gutachter seither an einer posttraumatischen Belastungsstörung, die sich in Gereiztheit, Schlafproblemen, schulischem Leistungsabfall und Selbstverletzungen äußert.
Dem 22-Jährigen wurde eine schwerwiegende psychische Erkrankung, konkret Pädophilie, attestiert. Vor Gericht erklärte er: "Ich sehe ein, dass es ein Fehler war und nicht der richtige Weg." Laut Gutachten besteht beim Täter Gefahr weiterer Taten, weshalb eine Unterbringung in einer Spezialanstalt angeordnet wurde.
Er habe nie mit jemandem darüber gesprochen, dass er sich zu Burschen hingezogen fühle, und habe Angst vor seinem Vater gehabt. Inzwischen habe es eine Aussprache mit den Eltern gegeben.
Auf die Frage des Richters, warum er sich keine älteren Partner gesucht habe, sagte er: "Ich habe es auch bei Gleichaltrigen probiert, aber da gab es keine Anzeichen von Interesse. Ich sehe ein, dass ich eine Therapie brauche. Der Drang war einfach da. Ich war gefangen in einer Kugel und konnte keinen Ausweg mehr finden. Ich war psychisch am Ende."
Der Angeklagte kam über seine Tätigkeit bei einem Fußballverein im Lavanttal mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt. Er soll sie mit Trikots, Bällen, PC-Spielen und Geld beschenkt haben, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Da er die Taten vollumfänglich gestand, verzichtete das Gericht auf das Abspielen von belastendem Video- und Fotomaterial – alle Datenträger werden vernichtet.
Wie berichtet, klickten am 28. Mai für den 22-Jährigen die Handschellen. Ein psychiatrisches Gutachten bestätigte die Zurechnungsfähigkeit des Mannes, attestierte ihm jedoch eine schwere psychiatrische Störung. Nach vier Wochen U-Haft wurde er in die Psychiatrie des Klinikums Klagenfurt überstellt, wo er zwei Monate behandelt wurde.
In der Anklageschrift wurden zwölf Opfer namentlich genannt – alle unter 18, teils unter 14 Jahre alt. Laut Staatsanwaltschaft gab es ursprünglich Hinweise auf fast doppelt so viele Betroffene, doch aufgrund der rechtlichen Vorgaben kam es zu Teileinstellungen.
"Nur Delikte, die eine Strafdrohung von mehr als einem Jahr haben, sind Gegenstand solcher Verfahren. Delikte mit einem Strafausmaß von bis zu einem Jahr sind nicht Teil davon", so die Staatsanwaltschaft.