Trotz Kontaktverbot

Missionare beschallen indigene Völker mit Bibelversen

Missionare versuchen trotz Kontaktverbot, isolierte Völker im Regenwald zu missionieren – mit ausgelegten Radios und Bibelbeschallung.
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02.08.2025, 22:00
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In geschützten Gebieten des brasilianischen Regenwalds wollen Missionare isolierte indigene Völker anlocken – mit radioähnlichen Geräten, aus denen Bibelverse erklingen. Dank eines Solarpanels laufen diese unbegrenzt und sogar netzunabhängig.

Angehörige des Korubo-Volkes im Javari-Tal bei der brasilianisch-peruanischen Grenze haben insgesamt sieben solcher Maschinen gefunden: Diese geben portugiesische und spanische Botschaften aus der Bibel und aus Vorträgen eines US-amerikanischen Baptisten wieder. Allerdings ist es verboten, mit isoliert lebenden indigenen Völkern in Kontakt zu treten, egal in welcher Form.

Abgeschirmt durch strenge Kontrolle

Die Missionierungs-Aktivitäten wurden in einer gemeinsamen Recherche des brasilianischen "O Globo" und des britischen "Guardian" enthüllt. Die drei Planer der verbotenen Kontaktversuche stehen mit christlichen Missionen und Hilfsorganisationen aus den USA und Brasilien in Verbindung und werden namentlich genannt. Von strafrechtlichen Folgen ist im Artikel nicht die Rede.

Laut und in 100 Sprachen

Die brasilianische Regierung verbietet jede Missionierung im Gebiet der Korubo. Seit 1987 ist gesetzlich vorgeschrieben, dass isolierte Völker im Sinne ihrer Selbstbestimmung jeden Kontakt "nach außen" selbst initiieren müssen. Der Zugang in ihre Gebiete wird von Rangern und Militärpolizisten kontrolliert, um die Gemeinschaften vor Krankheiten zu schützen, weil sie dagegen kaum oder gar keine Immunität besitzen.

Die Baptistenorganisation "In Touch Ministries" mit Sitz in Atlanta, Georgia, vertreibt Geräte, wie sie nun im Javari-Tal gefunden wurden. Geschäftsführer Seth Grey zufolge sollen sie das Evangelium an Orte bringen, an denen es weder Strom noch Internet gibt. Sie sind in über hundert Sprachen erhältlich, und ihre Lautstärke erreiche 20-köpfige "Hörgruppen".

"Eine verdeckte und unauffällige Umstellung"

Dass derlei Beschaller nun bei den Korubo gefunden worden seien, verstoße gegen das Gesetz und habe mit seiner Firma nichts zu tun. "Wir gehen nirgendwo hin, wo wir nicht hindürfen", so der InTouch-Geschäftsführer im "Guardian". Missionare "anderer Organisationen" würden derlei aber durchaus tun.

Es war nicht das erste Mal, dass die Missionare die Korubo zu erreichen versuchen: Auch kurz vor der Pandemie tauchte laut "Guardian" eine Gruppe von US-amerikanischen und brasilianischen Evangelikalen auf und begann, in Wasserflugzeugen die Wege zu kartieren.

Korubo-Matriarchin behält Radios

Um ihren Glauben unter die Unberührten zu bringen, sind nun einige von ihnen offenbar mit moderner Gerätschaft ins Javari-Tal zurückgekehrt. "Es handelt sich um eine heimliche, verdeckte und unauffällige Umstellung", sagt Daniel Luís Dalberto von der brasilianischen Bundesanwaltschaft. "Die Methode ist ausgefeilt und schwierig geworden, fast unmöglich zu bekämpfen."

Die Korubo haben im Übrigen alle sieben entdeckten Bibelbeschall-Geräte behalten, ein Ranger durfte lediglich zwei davon fotografieren. Sie befinden sich als Kuriosität im Besitz der Matriarchin der Korubo-Gemeinde, Maya.

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