Als Ghislaine Maxwell wegen Mitgliedschaft in einem Sexhandelsring, der minderjährige Mädchen und junge Frauen für den sexuellen Missbrauch durch ihren damaligen Partner Jeffrey Epstein rekrutierte, verurteilt wurde, war die Genugtuung der Opfer spürbar. In der öffentlichen Vorstellung dürfte die einstige britische Prominente fortan in einem tristen Gefängnisalltag hinter Gittern verschwunden sein – in orangefarbener Kleidung, isoliert vom Leben, das sie einst führte.
Doch heute, vier Jahre nach Maxwells Verurteilung, sieht die Realität ganz anders aus: Die 63-Jährige wurde am Freitag in eine Haftanstalt mit minimalen Sicherheitsvorkehrungen verlegt. Dort lebt Maxwell nun unter Bedingungen, die "eher an ein exklusives Wellness-Retreat erinnern als an eine herkömmliche Justizvollzugsanstalt", schreibt die britische Zeitung "The Telegraph". Maxwell kann ihre restliche Haftstrafe mit Yoga, Gesichtsmasken und dem Streicheln von Welpen verbringen.
Das Gelände in Bryan – eine 37 Hektar große Einrichtung ausschließlich für weibliche Insassen – bietet nicht nur ein gut ausgestattetes Fitnessstudio und Entspannungsangebote, sondern auch ein überraschendes Maß an Freiheit. Die Gefangenen dürfen sich ohne Zaun auf dem weitläufigen Areal frei bewegen, Hobbygärtnerinnen finden sogar Beete zur Pflege. Für Maxwell, die an das Leben in Luxusanwesen gewöhnt war, bedeutet dieser Alltag kaum einen Bruch mit früheren Privilegien.
Von Opfern und Kritikern wird die Einrichtung bereits als "Luxusknast" bezeichnet. Hier lebt Maxwell mit anderen wohlhabenden Insassinnen zusammen, kann sich mit Gefängnisjobs etwas Geld verdienen – und es in Pflegeprodukte investieren.
Offiziellen Angaben zufolge beherbergt das FPC Bryan rund 635 Frauen, die überwiegend wegen nicht gewaltsamer Delikte oder Wirtschaftskriminalität einsitzen.
Trotz der privilegierten Umstände ist auch das Leben in Bryan nicht völlig frei von Einschränkungen. Die Insassinnen schlafen zu viert in kleinen Gemeinschaftszimmern – in schlichten Etagenbetten, fernab jeder Privatheit.
Insassin Julie Howell beschreibt die Anstalt als "ganz anders als im Fernsehen oder in Filmen". Seit ihrer Ankunft ist die 44-Jährige Teil des sogenannten "Welpenprogramms", bei dem sie rund um die Uhr einen Labrador-Welpen betreut. "Das ist mein ‹Job› hier", schrieb sie auf Facebook. "Wir spielen mit Wasser und Matsch, beschäftigen die Hunde den ganzen Tag und gönnen ihnen zwischendurch etwas Zwingerruhe. Ich liebe es einfach." Die Vierbeiner sind Teil eines Resozialisierungsprogramms, das darauf abzielt, aus den Hunden spätere Assistenztiere zu machen.
Der Alltag im Gefängnis ist trotz aller Annehmlichkeiten jedoch klar geregelt. Die Insassinnen sind verpflichtet, Jobs innerhalb der Anstalt zu übernehmen, etwa in der Küche, der Reinigung oder in betriebseigenen Werkstätten. Dafür verdienen sie maximal 1,15 Dollar (umgerechnet 93 Cent) pro Stunde.
Wer besonders fleißig ist, wird mit einem großzügigen Einkaufslimit belohnt: Dabei dürfen die Insassinnen bis zu 360 Dollar monatlich im hauseigenen Supermarkt ausgeben. Das Sortiment umfasst neben Hygieneartikeln auch eine Auswahl an Beautyprodukten – darunter etwa die Anti-Aging-Creme L’Oréal RevitaLift für 26 Dollar, ein Nagelpflegeprodukt von Kerasal für 20 Dollar.
Maxwells Anwalt David Markus gab bekannt, seine Mandantin habe "jede einzelne Frage (des stellvertretenden US-Justizministers Todd Blanche) beantwortet". Im Gegenzug für ihre Aussagen sei ihr zwar keine Strafmilderung angeboten worden, dafür aber ein Entzug mit viel Komfort.
