Neuer Club am Gürtel

Nach Gürtelbräu-Aus bringt "Lucia" frischen Wind

Nach 20 Jahren ist das Gürtelbräu Geschichte. Betreiberin Katharina Lacic hat den Standort komplett neu gedacht – und als Club "Lucia" eröffnet.
Christoph Weichsler
29.08.2025, 06:00
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Das Gürtelbräu war über zwei Jahrzehnte ein Fixpunkt am Lerchenfelder Gürtel – ein Ort, an dem Wienerinnen und Wiener Maßkrug-Wettbewerbe, DJ-Abende und lange Nächte erlebten. Mitte Juni wurde das Kultlokal endgültig geschlossen. "Das Bräu hat an dem Platz einfach ein bissl ausgedient", sagt Betreiberin Katharina Lacic, die vor zehn Jahren als Kellnerin begann und das Lokal zuletzt leitete.

Nur wenige Wochen später feierte sie einen Neustart. Mit "Lucia" eröffnet sie an derselben Adresse ein völlig neues Konzept: ein Club für Livemusik, DJs, Workshops und für die Gürtel-Community. Der Name ist Programm: Lucia – abgeleitet von der heiligen Lucia, der Leuchtenden. "Wir wollten einen Ort schaffen, der Strahlkraft hat – für Musik, Kultur und Menschen."

Eröffnung im Ausnahmezustand

Am 15. August sperrte der neue Club erstmals auf. "Wir haben es Soft Opening genannt, weil wir bewusst nur Freunde, Veranstalterinnen und DJs eingeladen haben", erzählt Lacic. "Um halb sechs war die Bar fertig, um sechs kamen die Gäste. Währenddessen haben wir noch Cocktail-Schulungen gemacht. Es war chaotisch, aber cool."

Zwei Monate Umbau lagen hinter ihr und ihrem Team. "Ohne die Gürtel-Community hätten wir es nie geschafft." Über 50 Menschen hätten geholfen – von Mitarbeiterinnen, die selbst gestrichen haben, bis zu DJs, die gebucht wurden, noch bevor sie den Club überhaupt gesehen hatten. "Das hat uns getragen."

Grand Opening beim Gürtel Nightwalk

Am 30. August soll es dann richtig ernst werden: Beim legendären Gürtel Nightwalk präsentiert sich die neue "Lucia" erstmals einem großen Publikum. Während das Soft Opening Mitte August bewusst noch klein gehalten war, sehen die Betreiber diesen Abend als offizielles Grand Opening.

Nachhaltigkeit als Herzstück

Lucia ist Wiens erster Club, der sich bewusst dem Green-Club-Konzept verschreibt. "Wir orientieren uns am Code of Conduct von Zukunft Feiern – einem Verein, bei dem auch große Berliner Clubs dabei sind. Für uns heißt das: Nachhaltigkeit ist kein Schlagwort, sondern Teil unseres Alltags."

Das zeigt sich schon im Gastgarten. "Der ist 100 Prozent recycelt. Alles stammt aus zweiter Hand oder vom alten Bräu. Neu kaufen wollten wir so wenig wie möglich", erzählt Lacic. Auch beim Bier setzt man auf Regionalität. "Wir schenken die Bio-Biere von Ottakringer aus – die Brauerei ist nur 2,1 Kilometer entfernt – und auch das steirische Murauer. Nachhaltiger geht’s kaum." Gläser wurden durch Pfandbecher ersetzt. "Glas im Club ist ein Wahnsinn. Es geht kaputt, landet im Restmüll. Mit Pfandbechern sparen wir enorm Müll – und die Leute akzeptieren es total."

Bühne, Sound und Raum für Ideen

Ein besonderer Stolz ist der neue "Stageroom": eine große Bühne für Bands, dazu erstmals ein richtiger Backstage-Bereich. "Das hatten wir im Bräu nie. Jetzt haben Musikerinnen endlich Platz hinter der Bühne – mit Kühlschrank und allem Drum und Dran."

Auch technisch setzt Lucia neue Maßstäbe. "Wir haben uns für L-Acoustic entschieden – eine der besten Anlagen, die es gibt. Jeder DJ fragt sofort: Welche Anlage habt ihr? Wenn wir L-Acoustic sagen, wissen sie, dass es ernst gemeint ist." Drinnen klingt es druckvoll und klar, draußen hört man fast nichts mehr. "Wir wollten, dass es perfekt klingt, aber die Nachbarn trotzdem ruhig schlafen können."

Mehr als ein Club

Doch Lucia soll nicht nur Tanzfläche sein, sondern ein Ort für Kultur und Inspiration. "Mir ist wichtig, dass sich die Community hier ausleben kann. Egal ob Kinderkonzerte, DJ-Workshops, Kunstausstellungen oder Podcasts – alles soll Platz haben", sagt Lacic. Auch spontane Ideen seien willkommen. "Wenn man zusammensitzt, entstehen oft die besten Projekte. Genau dafür gibt es diesen Raum."

Bis Dezember ist der neue Club bereits fast durchgebucht. Unter der Woche stehen Livemusik und kleinere Events im Programm, am Wochenende wird getanzt. Ein symbolischer Höhepunkt ist für den 13. Dezember geplant – den Tag der heiligen Lucia. "Da feiern wir unsere erste große Clubnacht. Für uns ein besonderer Moment, an dem wir zeigen wollen, was Lucia alles sein kann."

Ein neues Kapitel am Gürtel

Für Katharina Lacic ist Lucia mehr als ein Geschäftsmodell. "Das Bräu war mein Zuhause. Aber jetzt ist es Zeit für etwas Neues." Mit einem nachhaltigen Konzept, starkem Sound und viel Community-Gefühl soll der Club die Energie des Gürtels neu entfachen.

Oder, wie es die Betreiberin selbst zusammenfasst: "Lucia soll strahlen – für uns, für die Community und für die ganze Stadt."

{title && {title} } CW, {title && {title} } 29.08.2025, 06:00
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