Ein blutiger Angriff am Supermarkt-Parkplatz, eine brutale Prügel-Attacke am Hauptbahnhof – und ein Angeklagter, der sich an vieles nichts erinnern will: Am Donnerstag ging der Prozess gegen einen 46-jährigen Obdachlosen in Linz in die finale Runde.
Der Beschuldigte soll gleich zweimal versucht haben, Menschen zu töten – unter anderem seine Ex-Frau. Die Anklage war heftig: Am 11. Dezember soll er erst sein Zeltlager angezündet, dann der 31-Jährigen auf einem Parkplatz ein Messer in die Brust gerammt haben – "Heute" berichtete.
Am Dienstag – dem ersten Verhandlungstag – gab sich der 46-Jährige erstaunlich ruhig. "Ich wollte sie nicht töten, ich wollte ihr nur einen Denkzettel verpassen", sagte er schon bei der ersten Einvernahme durch die Polizei. Er bekannte sich der absichtlich schweren Körperverletzung schuldig – leugnete aber auch am Dienstag eine Tötungsabsicht.
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Der zweite Tatvorwurf: Im Juni davor soll er einen anderen Obdachlosen am Linzer Hauptbahnhof attackiert haben. Er habe den Mann mit Fäusten und Fußtritten zusammengeschlagen, so die Anklage. Der 46-Jährige sagte, er habe erst am nächsten Tag erfahren, was passiert ist.
Am Donnerstag saß der Obdachlose dann noch einmal vor den Geschworenen. Schon am Vormittag zogen sie sich zur Beratung zurück. Angesetzt war der Prozess bis zum späten Abend – schon am frühen Nachmittag gab es das nicht rechtskräftige Urteil: 15 Jahre Haft.
Vor Gericht schilderte seine Verteidigerin, dass der 46-Jährige in den vergangenen Jahren viel verloren habe. Der Alkohol habe ihn "sein Leben lang begleitet", erklärte er selbst. Auch während des Angriffs auf seine Ex-Frau hatte der Angeklagte 1,9 Promille – und das schon in den Morgenstunden.