Diese Frau will Gutes tun, doch immer wieder wird sie daran gehindert – auch mit Gewalt. Anna J. (Name der Redaktion bekannt) ist Pfandsammlerin. Nicht aus der Not heraus, sondern um anderen eine Freude zu bereiten: Die Linzerin sammelt im öffentlichen Raum leere Flaschen und Dosen und spendet den Ertrag. "Hilfsbedürftigen Zeitungsverkäufern und Obdachlosen mit ein paar Euro ein Lächeln ins Gesicht zaubern", das ist ihre Mission.
"So viele Jugendliche verkaufen die Obdachlosenzeitung. Ich rede mit ihnen, alle haben eine tragische Geschichte", sagt J. zu "Heute", "jetzt müssen sie schon sechs Euro für die Schlafstelle bezahlen – viele von ihnen schaffen das nicht, da will ich helfen." Die Pensionistin hat sich eine Ausrüstung zugelegt: "Es ist ja ekelig, aber ich trage Greifer und Handschuhe. Damit bin ich dann bis zu zwölf Stunden unterwegs."
Anna J. ist 66 Jahre alt, "sehr krank, ich brauche einen Rollator." Über ihre Tätigkeit sagt sie: "Es wird schon gefährlich!"
Schlimme Erfahrungen habe Anna J. beim Pfandsammeln gemacht. Eigentlich wäre genug Leergut da für alle, doch ein paar Sammler machen der Frau das Leben zur Hölle. Ende Juni, beim berühmten Lido Sounds – einem Musikfestival in Linz –, stand sie vor dem Eingang. Hier mussten Gäste ihre mitgebrachten Getränke austrinken oder entsorgen. Ein wahres Paradies für Pfandsammler, leider auch für die schwarzen Schafe.
"Ich wurde gestoßen", erzählt sie. Die Attacke ging von einem anderen Sammler aus, der es auf alle Flaschen abgesehen hatte. "‘Ich hasse dich‘, hat er geschrien und dann musste sogar ein Security einschreiten."
Noch ein negatives Erlebnis: Die Pensionistin sammelte an der Donaulände, jüngere Menschen haben dort einen Geburtstag gefeiert. "Wir haben uns lange unterhalten und die haben angeboten, für mich sammeln zu gehen", sagt J. Die Beute, eine große Tasche mit Leergut, wurde auf ihren Rollator gehängt und sie unterhielt sich weiter. Dann der Schock: Ihre Tasche mit dem wertvollen Inhalt wurde gestohlen, "das hat mir sehr weh getan – da habe ich 14 Tage lang pausiert."
Anna J. will sich jetzt auskurieren – sie laboriert an einer Lungenentzündung – und sicher nicht aufgeben: "Es ist zwar traurig, wenn man als schwer kranker Mensch was Gutes tun möchte und verjagt wird, aber es gibt mir das Gefühl , doch noch für irgendwas nützlich zu sein, es gibt mir die Kraft weiterzukämpfen."