Die Terrororganisation Hamas hatte Propagandavideos mit den ausgehungerten israelischen Geiseln Rom Braslavski und Evyatar David veröffentlicht. Die beiden Männer befanden sich in schlechter körperlicher Verfassung. In einer Sequenz des Videos war zu sehen, wie der 24-jährige Evyatar in einem Tunnel der Terroristen sein eigenes Grab schaufelte – "Heute" berichtete.
Als Reaktion gingen am Samstag in Tel Aviv und anderen israelischen Städten bis zu 60.000 Menschen auf die Straßen, um abermals für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren und die Regierung von Benjamin Netanyahu zu einem Deal zu bewegen.
Mittlerweile hat sich der Regierungschef bezüglich der schockierenden Videos zu Wort gemeldet. Er habe lange Gespräche mit den Angehörigen von Rom und Evyatar gesprochen. Dabei habe er den Familien versichert, dass "die Bemühungen um die Rückkehr aller unserer Geiseln fortgesetzt werden und ohne Unterlass weitergehen werden". Netanyahu zufolge würde diese Aufnahmen beweisen, dass die Grausamkeit der Hamas keine Grenzen kenne.
Aus dem Büro des israelischen Regierungschefs hieß es zudem, dass die Terrororganisation vorsätzlich Geiseln und die Bevölkerung des Gazastreifens aushungern würde, um eine "Lügenkampagne gegen Israel" voranzutreiben. Der Staat Israel würde humanitäre Hilfe für die Bewohner Gazas zulassen, allerdings verweigere die Hamas ihnen den Zugang zu den Hilfsgütern.
Seit knapp 22 Monaten tobt der Krieg im Gazastreifen. Die Hamas hatte diesen mit einem brutalen Angriff auf ein israelisches Musik-Festival ausgelöst. Die humanitäre Lage hat sich seither drastisch verschlechtert.
Zuletzt warnten mehr als hundert Hilfsorganisationen vor einem "massenhaften Verhungern" in dem Palästinensergebiet. Seit Sonntag lässt Israel wieder mehr Hilfslieferungen zu.
In einem am Sonntag veröffentlichten Video hat sich auch Israels Polizeiminister, Itamar Ben-Gvir, zu den Geisel-Aufnahmen geäußert. Er ruft zur Wiederbesetzung des Gazastreifens auf.
Ihm zufolge versuche die Hamas, durch die Videos, Druck auf Israel auszuüben. Als Reaktion darauf müsse Israel "noch heute den ganzen Gazastreifen besetzen, Souveränität im ganzen Gazastreifen erklären", so der Polizeiminister. Die palästinensische Bevölkerung müsse zur freiwilligen Auswanderung ermutigt werden, hieß es weiter.
Aucham Sonntag zu Wort gemeldet hat sich die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Ihr zufolge würden die erschreckenden Bilder der israelischen Geiseln die "Barbarei der Hamas" offenbaren.
Kallas forderte die unverzügliche und bedingungslose freilassung aller Geiseln und die Entwaffnung der Terrororganisation. Deren Herrschaft im Gazastreifen müsse beendet werden, so die Außenbeauftragte in einem Statement auf X. Zudem verlangte Kallas "umfassende humanitäre Hilfe" für die Bedürftigen im Gazastreifen.