Was wie ein Krimi klingt, wurde am 14. Jänner in Linz Realität: Im Stadtteil Neue Heimat eskalierte ein lautstarker Streit auf offener Straße bis ein Schuss fiel – und plötzlich schleppte sich ein jetzt 39-jähriger Tschetschene blutverschmiert und schwer verletzt aus einem Auto.
Am Freitag startete jetzt die Aufarbeitung des Vorfalls am Linzer Landesgericht. Aber wohl etwas anders, wie die meisten vermuten würden. Denn nicht der mutmaßliche Täter saß auf der Anklagebank, sondern das Opfer selbst.
Wie berichtet, dürfte nämlich auch der 39-Jährige kein Unschuldslamm sein: Weil er am 29. April versucht haben soll, den Besitzer eines Handyshops zu erpressen, klickten bei ihm schon vor Wochen die Handschellen. Auch wegen Falschaussage und Verleumdung wurde ermittelt.
Denn: Erst war ein 43-jähriger Syrer ins Visier der Polizei geraten. Er soll geschossen haben – behauptete zumindest das Opfer. Doch der Mann beteuerte seine Unschuld, hatte sogar ein Alibi. Kurz darauf wurde der Syrer wieder freigelassen. Der Verletzte hatte seine Aussage widerrufen, nannte plötzlich einen anderen Täter.
Am Nachmittag fällte der Schöffensenat dann das noch nicht rechtskräftige Urteil: 24 Monate Haft, 16 davon bedingt. "Übrig geblieben ist nur die Erpressung, von allen anderen Punkten wurde er freigesprochen", so Gerichtssprecher Walter Eichinger zu "Heute".
Mildernd wirkte sich aus, dass es beim Versuch der Erpressung geblieben war, zudem zeigte sich der 39-Jährige geständig und war unbescholten. Der Angeklagte nahm das Urteil zwar an, das Gericht nahm sich aber noch drei Tage Bedenkzeit.
Der mutmaßliche Schütze vom 14. Jänner – verdächtigt wird ein 43-jährige Nordmazedonier – wurde übrigens schon Anfang März festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.