Das Wiener Marktamt rückte in der Nacht auf 5. Mai mit einer groß angelegten Schwerpunktaktion am Großmarkt Inzersdorf an. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr früh wurden ganze 83 LKWs kontrolliert, die Lebensmittel, Fleisch und Gemüse anlieferten.
Dabei ging es um alles: Kühlketten, Lieferscheine, Biozertifikate, Herkunftsnachweise und sogar um radioaktive Strahlung. Besonders genau wurde das Frischfleisch unter die Lupe genommen – mit pH-Messungen zur Frischekontrolle.
Das Ergebnis: In fünf Fällen fehlte die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung nach EU-Vermarktungsnormen – diese Transporte wurden beim Landwirtschaftsministerium gemeldet, das wiederum die Behörden in Polen und den Niederlanden informiert.
Außerdem wurden drei Anzeigen wegen Verstößen gegen das Güterbeförderungsgesetz und eine Anzeige wegen unbefugter Transporttätigkeit ausgesprochen.
Der aktuelle Kontrollschwerpunkt kommt nicht von ungefähr: Ende Jänner flog in Wien-Favoriten eine illegale Fleischerei auf. Die Bilder, die damals auftauchten, sorgten österreichweit für Ekel.
In den improvisierten Räumen lagerten Fleischstücke bei 19 Grad, direkt am schmutzigen Boden. Gefrorenes Fleisch wurde mit Heizkanonen aufgetaut. Kein Kühlraum, keine Hygiene. "Die Zustände in dieser illegalen Fleischerei sind ein Skandal", sagte Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen. "Hygienestandards wurden wortwörtlich mit Füßen getreten."
Schon bei einer früheren Nachtkontrolle vor zwei Wochen wurde ein Transporter aus Rumänien gestoppt, in dem Lämmer ungeschützt auf am Boden lagen – ein klarer Verstoß gegen Hygienevorschriften. Die Tiere wurden sofort aus dem Verkehr gezogen und das Fleisch entsorgt.
Marktamtsdirektor Andreas Kutheil warnt: "Wir führen jährlich rund 125.000 Kontrollen durch. Das dient dem Schutz der Konsumentinnen und Konsumenten – und diesem Standard werden wir auch weiterhin verpflichtet bleiben."
Der Großmarkt Inzersdorf ist das Herzstück des Wiener Lebensmittelhandels. Auf rund 30 Hektar Fläche werden dort täglich Tonnen von Obst, Gemüse, Fleisch und Blumen umgeschlagen – etwa 70% des Ostösterreichischen Gesamtvolumens laufen hier durch. Auch Gastronomie und Hotellerie kaufen mit.
Damit dort nichts Schlechtes auf die Teller gelangt, bleibt das Marktamt wachsam – auch in Zukunft mit Nachtkontrollen, unangekündigt und kompromisslos.