Microstrategy-Aktie

Nationalbank der Schweiz investiert indirekt in Bitcoin

SNB-Chef Martin Schlegel lehnt Bitcoin als Reservewährung ab. Indirekt investiert die SNB aber doch in Bitcoin. Wie passt das zusammen?
27.04.2025, 10:11

Bitcoin ist als Reservewährung umstritten: Während Donald Trump eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA aufbauen will, betont SNB-Präsident Martin Schlegel, dass die Kryptowährung als Währungsreserve für ein Land ungeeignet sei. Über Aktienanteile ist die Schweizerische Nationalbank aber dennoch an der Kursentwicklung von Bitcoin beteiligt.

So exponiert sich die SNB indirekt im Kryptomarkt

Die SNB kauft zwar nicht direkt Bitcoin, aber Aktien von Microstrategy. Die US-Firma, die seit Februar unter dem Namen Strategy auftritt, hält aktuell 538.200 Bitcoin, so viele wie kein anderes börsennotiertes Unternehmen.

Microstrategy hat in den letzten Jahren aggressiv Bitcoin gekauft und hält nun über zwei Prozent aller Bitcoin, die im Umlauf sind.
Screenshot/Bitbo.io

Das hat dazu geführt, dass sich der Kurs der Microstrategy-Aktie ähnlich volatil entwickelt wie Bitcoin: Er schwankt enorm, gewinnt teils massiv an Wert und stürzt auch stark ab, wenn die Märkte bachab gehen.

CEO von Microstrategy ist Michael Saylor, der bei "CNBC" einen Bitcoin-Kurs von 13 Millionen US-Dollar für 2045 prognostizierte. Bis jetzt geht Microstrategys Strategie auf, doch sie ist umstritten (siehe Box).

So kauft Microstrategy Bitcoin

Microstrategys finanziert seine Bitcoin-Käufe mit Eigen- und Fremdkapital und setzt dafür auch auf wandelbare Anleihen. Das Unternehmen will bis 2027 42 Milliarden US-Dollar beschaffen, um sie in Bitcoin zu investieren. Diese Strategie ist umstritten: Microstrategy könnte bankrott gehen, wenn der Bitcoin-Kurs auf 16.500 US-Dollar fällt, sagt Ki Young Ju, CEO des Kryptoanalysten Cryptoquant.

SNB weicht bei kritischen Fragen aus

Neben Microstrategy hält die SNB auch Beteiligungen an Block und Mara Holding, die ebenfalls Bitcoin kaufen. So ist die SNB laut Zahlen des Bitcoin-Dienstleisters River indirekt in über 500 Bitcoin investiert, wie "Cash" schreibt. Per Ende Juni seien es noch 260 Bitcoin gewesen. Per Ende des dritten Quartals 2024 hielt die SNB laut der US-Börsenaufsicht SEC mit 468.200 Microstrategy-Aktien rund 0,2 Prozent der Firma.

Die SNB exponiert sich also im Kryptomarkt, obwohl Präsident Martin Schlegel öffentlich sagt, sie habe kein Interesse an Bitcoin. Wie passt das zusammen? Das beantwortet die Notenbank auf Anfrage von "20 Minuten" nicht.

Das sagt die Schweizer Politik zum indirekten Bitcoin-Investment der SNB

Eine Anfang 2025 gestartete Volksinitiative will die Schweizerische Nationalbank (SNB) zum Kauf von Bitcoin zwingen. Eine Idee, die bei den Parteien von links bis rechts auf große Skepsis stößt. Ein solcher Zwang würde an der Unabhängigkeit der Nationalbank rütteln, lautete der Tenor. Dies gilt nun auch mit umgekehrten Vorzeichen.

Dass die SNB indirekt über die Beteiligung an der Firma Microstrategy doch in Bitcoin investiert, sei deren Sache, heißt es sinngemäß. "Die Schweizerische Nationalbank ist aus guten Gründen von der Politik unabhängig, und ich halte es nicht für angezeigt, als Parlamentarierin öffentlich eine Einschätzung zu ihren Anlageentscheiden abzugeben", sagt etwa FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger auf Anfrage.

Zwar kauft die SNB alle Aktien direkt, richtet sich dabei aber nach Indizes, die sie nachbildet: "Diese passive Investmentstrategie der Schweizerischen Nationalbank begrüße ich ausdrücklich", sagt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi. Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy findet, die Politik tue gut daran, die Unabhängigkeit der SNB zu respektieren – auch in Investmentfragen: "Ich erwarte aber schon, dass die Nationalbank diese risikobasiert vornimmt."

"Einzelne Anlagen kommentiert die SNB nicht", schreibt sie in einer E-Mail an die Reaktion. Die SNB verfolge mit ihren Aktienanlagen "einen möglichst marktneutralen, passiven Investitionsansatz, indem sie die einzelnen Aktienmärkte in ihrer Gesamtheit abbildet und ihre Anlagen dadurch möglichst breit diversifiziert".

Die Bank selbst nehme grundsätzlich keine Titelselektion vor und verzichte auch auf eine Über- oder Untergewichtung einzelner Sektoren. Als Konsequenz daraus halte die Nationalbank Aktien aus verschiedenen Wirtschaftssektoren gemäß deren Börsenkapitalisierung. Sie stelle so sicher, dass das Portfolio den unterschiedlichen Risiken ungefähr im selben Maß ausgesetzt sei wie die Gesamtheit der global kotierten Unternehmen. So widerspiegle das Aktienportfolio der SNB auch die strukturellen Veränderungen der globalen Wirtschaft.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 27.04.2025, 10:15, 27.04.2025, 10:11
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