Die israelische Armee verfügt seit Sonntag über ein neues auf Lasertechnik basierendes Luftabwehrsystem. Das System wurde bei einer Zeremonie im Norden Israels offiziell der Luftwaffe übergeben.
Es sei weltweit das erste Mal, dass ein solches System die "volle Einsatzreife" erreicht habe, erklärte Verteidigungsminister Israel Katz. Diese Errungenschaft sende eine wichtige Botschaft an die Feinde Israels: "Fordert uns nicht heraus, sonst müsst ihr mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen."
Das System ist äußert effizient. Je nach Situation werden weit über 90 Prozent der Raketen abgeschossen. Nun soll der Iron Dome durch den Iron Beam (Eiserner Strahl) ergänzt werden. Dabei handelt es sich um ein Hochenergie-Laserwaffensystem der 100-Kilowatt-Klasse. Entwickelt wurde es vom israelischen Rüstungsunternehmen Rafael Advanced Defense Systems.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hatte das Lasersystem "Iron Beam" (Eiserner Strahl) seine Leistungsfähigkeit im Rahmen eines jahrelangen, umfassenden Testprogramms unter Beweis gestellt. Es ergänzt das mehrstufige Luftabwehrsystem Israels. Bislang verfügt das Land über die Systeme "Arrow" (Pfeil), "David's Sling" (Davids Schleuder) und "Iron Dome" (Eiserne Kuppel).
Während des zwölftägigen Krieges gegen den Iran war es der israelischen Luftabwehr jedoch nicht gelungen, alle von Teheran auf Israel abgefeuerten Geschosse abzufangen. 50 Raketen trafen israelische Gebiete, dabei wurden offiziellen Angaben zufolge 28 Menschen getötet.
Iron Beam bündelt Licht zu einem hochenergetischen Strahl, der auf ein anfliegendes Objekt gerichtet wird. Trifft er auf das Objekt, erhitzt er es über mehrere Sekunden stark, wodurch es außer Gefecht gesetzt wird und im Idealfall explodiert oder zu Boden stürzt. Das System wurde vergangenes Jahr von Rafael und den israelischen Streitkräften in der Negev-Wüste erfolgreich erprobt. Das System soll gegen Drohnen, Kurzstreckenraketen und Mörsergranaten eingesetzt werden können.
Die Vorteile des Systems sind, dass ein Abschuss deutlich günstiger erreicht werden kann als mit Abwehrraketen des Iron Dome, zudem kann es im Gegensatz zu Iron-Dome-Raketen auf kurze Distanz eingesetzt werden. Zu den Kosten: Abwehrraketen, wie sie Israel gegen Hamas-Raketen einsetzt, kosten zwischen 20.000 und 150.000 Dollar pro Stück. Im Gegensatz dazu werden die Kosten eines Abschusses mit dem neuen Lasersystem "Iron Beam" auf wenige Cent bis ein paar Dollar geschätzt.
Zu den Nachteilen zählt, dass der Laser Zeit braucht, um die Angriffswaffe genügend zu erhitzen, um sie unschädlich zu machen. Das bedingt, dass der Strahl mehrere Sekunden präzise auf das Objekt gerichtet bleiben muss. Auch das Wetter kann dem Iron Beam einen Strich durch die Rechnung machen. Bei Regen, Nebel oder Smog funktioniert das System nicht.
Die Reichweite beträgt einige hundert Meter bis maximal sieben Kilometer, wobei der Strahl mit zunehmender Distanz an Schärfe verliert. Damit füllt das System zwar eine Lücke, was kurze Distanzen betrifft, kommen aber nicht ansatzweise an die Reichweite von Iron-Dome-Raketen heran (5 bis 70 Kilometer).
Es könne also kein Ersatz, sondern nur eine Ergänzung zum Iron Dome sein, wie Uzi Rubin, einer der Väter des Iron Dome, auf Spiegel.de erklärte. Zudem könne man nur eine sehr kleine Fläche pro Laser verteidigen, es brauche also sehr viele dieser Systeme. Den geringen Kosten pro Einsatz stünden somit hohe Anschaffungskosten gegenüber, so Rubin.