Gottes Wege sind unergründlich: Für die Regierung überraschend entschied sich der Papst nun für einen neuen Wiener Erzbischof. Josef Grünwidl (62) folgt – wie berichtet – Kardinal Christoph Schönborn (80) nach.
Der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro López Quintana, hat die Bundesregierung Mittwochnachmittag über die Entscheidung des Heiligen Stuhls informiert. Dafür ist er um 16.28 Uhr persönlich im Außenministerium vorgefahren.
Nach seinem Gespräch mit Generalsekretär Marschik informierte das Außenministerium den im Bundeskanzleramt ansässigen Kultusrat. Auch die von Kanzler Christian Stocker angeführte Regierung musste zustimmen – das sieht das Konkordat mit dem Vatikan so vor. Der Ministerrat winkte die Entscheidung per Umlaufbeschluss durch.
Somit ist der Weg für Grünwidl an der Spitze der Wiener Erzdiözese frei. Seit Jänner 2025 hat er sie bereits für den Vatikan als Administrator verwaltet – ohne aber das Pouvoir zu haben, Weichenstellungen für die heimische Kirche vorzunehmen.
Zur "Dauerlösung" zu werden, war aber nicht in seiner Lebensplanung vorgesehen. Da Gottes Wege unergründlich sind, wird nun ein Mann Erzbischof, der dieses Amt nicht angestrebt hat.
"Dann werde ich schauen" Im ORF hatte Grünwidl zu Maria Himmelfahrt noch betont: "Ich sehe mich nicht in dieser Aufgabe. Diese Entscheidung wird der Papst treffen."
Das hat der Heilige Vater jetzt getan – und Grünwidl dürfte sich dem Wunsch des Pontifex Maximus auch fügen. Eine Hintertüre hatte er sich schon in der "ZiB 2" offen gelassen: "Ich wurde in der vergangenen Zeit mehrmals daran erinnert, dass ich in der Kirche auch Gehorsam gelobt habe. Wenn es wirklich so sein sollte, werde ich schauen, wie ich mich entscheide, ja."
Er wurde im Jänner 1963 in Hollabrunn (NÖ) geboren, ist Loriot-Fan. Musik ist für den begeisterten Orgelspieler "Lebensmittel" und "ein Weg zu Gott". Sein geistliches Leitmotto? "Bete, arbeite und lies."
1988 wurde er im Stephansdom vom legendären Kardinal Franz König zum Priester geweiht. Nun tritt er als Erzbischof in Königs und Schönborns große Fußstapfen. Christoph Schönborn bleibt übrigens auf Lebenszeit Kardinal – auch wenn er als Erzbischof seit seinem 80er im Jänner emeritiert ist und auch an der Papstwahl nicht mehr aktiv teilnehmen darf. In Österreich ist der Dominikaner protokollarisch in der Rangfolge der Zweithöchste nach dem Bundespräsidenten.
Sein Nachfolger wird – zumindest vorerst – Lila statt Kardinalsrot tragen und muss erst zum Bischof geweiht werden. Josef Grünwidl war einst Sekretär von Kardinal Schönborn (1995–1998), später Kaplan, Pfarrer und Dechant in Wien und Niederösterreich.
Nach der offiziellen Bekanntgabe seiner Bestellung zum Erzbischof durch den Papst im "Bollettino Vaticano" läutet in Wien die Pummerin. Grünwidls Weihe zum Bischof wird Erzbischof Franz Lackner (Salzburg) vorstehen, danach – noch vor dem Advent – nimmt er den Bischofssitz in Wien "in Besitz".