Halleluja! Nach neunmonatigem Interregnum ist nun – wie berichtet – fix: Wien bekommt schon bald einen neuen Erzbischof. Papst Leo XIV. hat sich gemäß "Heute"-Informationen für Josef Grünwidl (62) entschieden. Der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro López Quintana, hat die Bundesregierung Mittwochnachmittag über die Entscheidung des Heiligen Stuhls informiert. Es dürfte keine Einwände gegen den Wunsch-Nachfolger des Papstes für Christoph Schönborn (80) geben.
Grünwidl verwaltet die Wiener Erzdiözese für den Vatikan bereits seit Anfang des Jahres als Apostolischer Administrator. In dieser Funktion hatte er aber nicht das Pouvoir Weichenstellungen für die katholische Kirche vorzunehmen. Da Gottes Wege bekanntlich unergründlich sind, wird nun ein Mann Erzbischof, der dieses Amt nicht angestrebt hat.
Im ORF-Fernsehen hatte Grünwidl zu Maria Himmelfahrt noch betont: "Ich sehe mich nicht in dieser Aufgabe. Diese Entscheidung wird der Papst treffen." Das hat der Heilige Vater jetzt getan – und Grünwidl dürfte sich dem Wunsch des Pontifex Maximus auch fügen. Eine Hintertüre hatte er sich schon in der ZiB 2 offengelassen: "Ich wurde in der vergangenen Zeit mehrmals daran erinnert, dass ich in der Kirche auch Gehorsam gelobt habe. Wenn es wirklich so sein sollte, werde ich schauen, wie ich mich entscheide, ja."
Das ist Josef Grünwidl
Josef Gründwidl wurde am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn geboren und wuchs im nahen Wullersdorf auf. 1981 maturierte er im Erzbischöflichen Gymnasium in Hollabrunn. Anschließend daran trat er in das Wiener Priesterseminar ein.
Er studierte Theologie an der Universität Wien und verbrachte ein Auslandsjahr in Würzburg. 1987 wurde Grünwidl von Weihbischof Helmut Krätzl zum Diakon, ein Jahr später von Kardinal Franz König zum Priester geweiht.
Nach mehreren Funktionen war er ab 1995 erster Sekretär des neu ernannten Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn. Dieses Amt hatte er bis 1998 inne. Bis 2014 war er für verschiedene Gemeinden im südlichen Niederösterreich als Pfarrer tätig. Von 2014 bis 2023 war er Pfarrmoderator in Perchtoldsdorf und von 2016 bis 2023 auch Dechant des gleichnamigen Dekanats. Von 2016 bis März 2023 war er zudem geschäftsführender Vorsitzender des Wiener Priesterrats.
2023 wurde er von Kardinal Schönborn zum um Bischofsvikar für das Vikariat Süd ernannt. Am 22. Jänner 2025 ernannte Papst Franziskus Josef Grünwidl schließlich zum Apostolischen Administrator der Erzdiözese Wien.
Grünwidl absolvierte auch ein Orgel-Studium und ist begeisterter Hobbymusiker.
Ein weiteres "Ja" ist nun entscheidend: Sobald der Ministerrat im Umlaufbeschluss formal sein Okay gegeben hat, wird Papst-Abgesandter López Quintana in Rom grünes Licht geben. Dann obliegt es dem Heiligen Vater, die für die Wiener Katholiken freudige Botschaft unter die Gläubigen zu bringen. Sobald der Papst den Namen veröffentlicht hat, wird Wiens Dompfarrer die Pummerin im Stephansdom läuten lassen. Donnerstagvormittag ab 10 Uhr wird die (verstimmte) größte Glocke Österreichs repariert.
Ein Geistlicher, der noch nicht Bischof ist, muss dann zuallerest zum Bischof geweiht werden. In führender Rolle wird Salzburgs Erzbischof Franz Lackner diese Zeremonie leiten. Danach kann der neue Wiener Erzbischof seinen Bischofssitz in Besitz nehmen und bekommt auch einen Sitz in der Österreichischen Bischofskonferenz.
Formal bleibt Kardinal Schönborn Österreichs höchster geistlicher Würdenträger. Mit über 80 Jahren darf er zwar nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen, behält seinen Titel aber auf Lebenszeit. In der protokollarischen Rangordnung steht in Österreich lediglich Bundespräsident Alexander Van der Bellen über dem Kardinal.
Was Schönborn wohl von seinem Nachfolger – er hat die Wiener Erzdiözese 30 Jahre lang skandalfrei geleitet – erwartet? Unklar. In einem "Heute"-Interview hatte Kardinal Christoph Schönborn anlässlich seines Abschieds gesagt: "Ich zeichne kein Profil meines Nachfolgers. Ich vertraue darauf, dass er es gut machen wird und in mancher Hinsicht sicher besser als ich."
Sehr wohl aber formulierte Schönborn eine präzise Antwort auf die Frage, welche Eigenschaften ein guter Geistlicher mitbringen solle: "Das Wichtigste ist: Interessierst du dich für Gott, und interessierst du dich für die Menschen?"