Knapp drei Jahre nach der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines ist in Italien ein Ukrainer verhaftet worden, der laut den Ermittlern direkt an dem Sabotageakt beteiligt war. Laut dem "Spiegel" wurde Serhij K. am Mittwochabend auf Basis eines europäischen Haftbefehls nahe Rimini verhaftet, wo der 49-Jährige laut den Behörden in den Ferien war. Der Mann war demnach bei einer Kontrolle aufgefallen.
Die Sprengung beider Nord-Stream-1-Pipelines und einer der beiden Nord-Stream-2-Pipelines im September 2022 wurde laut der Zeitung von einem ukrainischen Kommando durchgeführt, indem Taucher von einem gemieteten Segelboot aus Sprengsätze an den Pipelines anbrachten. An Bord des Segelschiffs mit dem Namen "Andromeda" soll sich auch der nun verhaftete K. befunden haben, laut Ermittlern der Bundesanwaltschaft gehörte er aber nicht zur Tauchtruppe, sondern koordinierte die Aktion.
Die deutschen Behörden ermitteln seit der Explosion wegen Verdacht auf verfassungsfeindliche Sabotage und dem "Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion". Personen, die Genaueres von der Sabotageaktion wussten, sagten gegenüber der deutschen Zeitung 2024, dass die Beteiligten nie die Absicht gehabt hätten, eine Straftat zu begehen.
Vielmehr hätten die Pipelines, die russisches Gas nach Europa bringen, für die ukrainischen Frauen und Männer ein legitimes militärisches Ziel dargestellt, um sich gegen die damals seit mehreren Monaten andauernde russische Invasion zu wehren.
Aufgrund der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft wurde vor einem Jahr ein erster Haftbefehl gegen einen der mutmaßlichen Taucher erlassen, dem Beschuldigten gelang aber die Flucht: Polnische Behörden warnten demnach ukrainische Stellen, bevor der Zugriff erfolgte. Der Mann setzte sich demnach in einem Diplomatenauto in sein Heimatland ab.
Der nun verhaftete Serhij K. soll nach Deutschland ausgeliefert werden. Wann dies geschehen wird, ist aber noch unklar.