Es klingt wie Science-Fiction - ist aber echte Bau-Realität: China will unter der Bohai-See im Nordosten des Landes einen 123 Kilometer langen Eisenbahn-Tunnel errichten. Fast 90 Kilometer davon sollen direkt unter dem Meer verlaufen.
Damit wäre der "Bohai Strait Tunnel" der längste Unterwasser-Tunnel der Welt - fast dreimal so lang wie der Eurotunnel zwischen England und Frankreich.
Der neue Super-Tunnel soll die Hafenstädte Dalian und Yantai verbinden - zwei Metropolen an Chinas Ostküste. Heute dauert die Reise per Fähre acht Stunden oder erfordert einen riesigen Umweg von 1.400 Kilometern über Land. Mit dem neuen Tunnel sollen Hochgeschwindigkeitszüge die Strecke in nur 40 Minuten schaffen.
Kostenpunkt für das Mega-Projekt: 220 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 27 Milliarden Euro. Dafür bekommt das Reich der Mitte ein dreiröhriges Monster: zwei Röhren für Züge mit bis zu 250 km/h, eine dritte für Technik, Notfall und Wartung.
Doch so spektakulär das Projekt klingt - es ist auch hochriskant: Der Tunnel soll in eine Tiefe von mindestens 30 Metern unter dem Meeresboden führen, weil das Gebiet seismisch aktiv ist. In der Nähe verlaufen gefährliche Erdbeben-Zonen. Gebaut werden soll bevorzugt im Fels - dort ist es sicherer und der Wasserdruck geringer.
Der Bau könnte laut Experten 10 bis 15 Jahre dauern - vorausgesetzt, alle Genehmigungen werden erteilt und die Technik hält, was sie verspricht. Fakt ist: Ob Öko-Wahnsinn oder Größenwahn: Der Unterwasser-Zugtunnel wäre weltweit einzigartig - und zeigt, wie ehrgeizig China seine Verkehrsnetze ausbaut.