In Vösendorf (Bezirk Mödling) wurde am Sonntag der Gemeinderat außertourlich neu gewählt. Die Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, Grünen und der Liste V2000 hatten, wie merhmals berichtet, ihre Mandate im Frühjahr im Zusammenhang mit der Causa um Ex-Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) zurückgelegt. Das Ortsparlament mit 33 Sitzen wurde daraufhin aufgelöst.
Bei der Wahl am Sonntag erreichte die ÖVP zwar den ersten Platz (12 Mandate), die Absolute ist aber weg. Mit dem zweiten Platz rechnen sich nun auch die Roten (10 Mandate) Chancen auf den Bürgermeistersessel aus.
Koza war im März am Landesgericht Wiener Neustadt rechtskräftig zu neun Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil er einen Angriff auf sich vorgetäuscht hatte. Gegen ihn hatte bereits 2024 die Staatsanwaltschaft ermittelt, weil er eine private Anwaltsrechnung manipuliert haben dürfte, um sich die Kosten von der Gemeinde refundieren zu lassen. Der Bürgermeister zahlte die Summe zurück, das Verfahren wurde durch eine Diversion erledigt.
Nach Kozas Rücktritt infolge des vorgetäuschten Angriffs im Februar kam die Regionalpolitik in Vösendorf nicht zur Ruhe. ÖVP-Vizebürgermeisterin Birgit Petross übernahm die Gemeindegeschäfte, ehe dann relativ rasch auf eine Neuwahl zugesteuert wurde. Mit der Niederlegung der Mandate durch die Oppositionsparteien waren nur mehr 17 der 33 Sitze im Rathaus und somit weniger als zwei Drittel auch besetzt.
Am Sonntag stellten sich sieben Listen der neuerlich vorgezogenen Wahl. Neben den bisher im Gemeinderat vertretenen ÖVP, SPÖ, V2000, FPÖ und Grünen gehen auch die NEOS und Wir Vösendorfer an den Start. Aufgrund Kozas Anwaltsrechnung war im Mai 2024 ebenfalls vorzeitig gewählt worden.
Die ÖVP verbuchte damals deutliche Zugewinne und sicherte sich 48,88 Prozent und mit 17 von 33 Mandaten die absolute Mehrheit an Sitzen. Auf Platz zwei kam die SPÖ mit 30,19 Prozent (minus 8,24 Prozentpunkte) und stellte zuletzt zehn Abgeordnete. Die Bürgerliste V2000 hält bei drei Mandaten, die FPÖ bei zwei, die Grünen haben einen Sitz inne.
6.208 der rund 7.500 Einwohner der Marktgemeinde vor den Toren Wiens waren am Sonntag zur Stimmabgabe aufgerufen. Spätester Wahlschluss war um 16 Uhr, gespannt wurde auf die Ergebnisse gewartet.
Um kurz nach 19 Uhr war klar: Die ÖVP holte bei der Wahl den 1. Platz, verlor aber fünf Mandate, hält damit bei nur noch 12 von 33 Sitzen im Gemeinderat.
Den zweiten Platz konnte die SPÖ erreichen – sie stellt weiter zehn Mandatare. Die Liste V2000 konnte sich mandatsmäßig verdoppeln, von drei auf sechs Mandate. Die FPÖ gewann einen Sitz hinzu, hält nun bei drei. Die Neos sind mit einem Mandatar künftig im Gemeinderat vertreten, die Grünen erreichten ebenfalls einen Sitz (blieben damit gleich im Vergleich zur letzten Gemeinderatswahl).
Indra Collini, NEOS-Landesparteivorsitzende, sagt zum Ergebnis: "Ich freue mich über die große Zustimmung für Karim Pfeil und sein Team. Sie haben diesen Wahlkampf mit unglaublich viel Engagement und einer klaren Vision für Vösendorf bestritten. Mit NEOS zieht nun eine neue Kraft in den Gemeinderat ein, die frischen Wind bringt, als Reformturbo wirkt und den Blick konsequent auf die Zukunft richtet. Ich bin überzeugt: Die Tatkraft und die Anpacker-Mentalität von Karim werden Vösendorf gut tun – für mehr Transparenz, Kontrolle und eine moderne, lebenswerte Gemeinde."
Karim Pfeil, NEOS-Spitzenkandidat, sagt: "Wir haben diesen Wahlkampf mit wenig Mitteln, aber mit umso mehr Leidenschaft geführt. Unser Angebot war klar: ein transparentes, bürgernahes und zukunftsfit gestaltetes Vösendorf mit NEOS als Reformkraft. Dass uns so viele ihr Vertrauen schenken, macht mich stolz."
"Vösendorf hat eine schwierige Zeit hinter sich. Aber gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, nicht davonzulaufen, sondern Verantwortung zu übernehmen. Genau das haben mein Team und ich getan. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben entschieden, das Ergebnis gilt es zu akzeptieren. Ich sagen allen, die uns trotz schwieriger Rahmenbedingungen das Vertrauen ausgesprochen haben, ein aufrichtiges Danke! Jetzt gilt es, gemeinsam nach vorne zu schauen, gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft anzupacken – dazu lade ich alle politischen Kräfte ein", so Birgit Petross, ÖVP-Spitzenkandidatin und Bürgermeisterin von Vösendorf.
VPNÖ-Landesgeschäftsführer Matthias Zauner betont: "Ich gratuliere Bürgermeisterin Birgit Petross zum ersten Platz. Durch die Vorzeichen dieser Wahl wurde sie gemeinsam mit ihrem Team vor besondere Herausforderungen gestellt. Umso bemerkenswerter ist dieses Wahlergebnis trotz der erwartbaren Verluste. Deshalb gilt es nun, Verantwortung zu übernehmen und entstandene Gräben zu schließen. Die Vösendorferinnen und Vösendorfer haben sich für eine verantwortungsvolle und zukunftsorientierte Politik der Verlässlichkeit und Bürgernähe ausgesprochen, die nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelingen kann."
Das Ergebnis im Detail: ÖVP: 33,13 % (12 Mandate), SPÖ: 28,11 % (10 Mandate), V2000: 18.98 % (6 Mandate), FPÖ: 8,69 % (3 Mandate), Grüne: 3,76 % (1 Mandat), NEOS: 5,08 % (1 Mandat), Liste Wir Vösendorfer 2,26 % (0 Mandate). Insgesamt wurden 3.408 gültige Stimmen abgegeben, die Wahlbeteiligung lag bei 55,72 %.