Nach dem Tod des als "Outback Killer" bekannt gewordenen Australiers John Murdoch könnte den Angehörigen seines Opfers ein Schlussstrich verwehrt bleiben. Die Polizei im Northern Territory teilte am Mittwoch mit, Murdoch sei am Dienstagabend auf der Palliativstation im Spital von Alice Springs gestorben. Der 67-Jährige war kürzlich vom Gefängnis in die Klinik verlegt worden. 2019 war bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden.
Die Polizei bezeichnete es als "zutiefst bedauerlich", dass Murdoch nach allem, was bekannt sei, nie gesagt habe, wo er die Überreste des britischen Backpackers Peter Falconio entsorgte. Dieser wurde vor genau 24 Jahren im trockenen Herzen Australiens ermordet. Die Ermittler seien entschlossen, auch dies noch aufzuklären. Murdochs Schweigen habe der Familie Falconio allerdings bisher den Schlussstrich verwehrt, den sie verdiene.
Luciano Falconio, der 83-jährige Vater des Opfers, war sichtlich schockiert, nachdem er am Tag nach dem Jahrestag des Verschwindens seines Sohnes vom Tod Murdochs erfuhr, wie News Corp Australia berichtete. "Ich sage Ihnen, was ich denke: Ich wünschte, er hätte mir etwas hinterlassen, damit ich ihn finden kann", sagte er dem Medium.
Murdoch wurde im Jahr 2005 für den Mord am damals 28-jährigen Falconio und die versuchte Entführung von dessen Freundin Joanne Lees vier Jahre zuvor verurteilt. Der Fall erhielt globale Aufmerksamkeit und war Inspiration für den australischen Horrorfilm "Wolf Creek": Dieser handelt von einem Serienmörder, der Backpackern nachstellt und nur einen einzigen Zeugen übrig lässt, der in der Folge selbst in Tatverdacht gerät.
Für "Wolf Creek" galt während des Prozesses ein gerichtlich angeordnetes Veröffentlichungsverbot im Northern Territory. So sollte sichergestellt werden, dass die Geschworenen nicht beeinflusst werden. Weitere Tötungen wurden Murdoch nicht zur Last gelegt. Er beteuerte bis zuletzt seine Unschuld und unterstützte die Ermittler nicht bei der Suche nach den Überresten Falconios.
Lees berichtete 2006 in einem Buch über ihren Leidensweg. Darin beklagte sie, dass die Polizei sie in den Jahren vor der Anklage Murdochs als Verdächtige behandelt habe.
Zum Zeitpunkt des Mordes war Murdoch ein Drogenkurier, der Amphetamine nahm, um während tagelanger Fahrten wach zu bleiben, und Cannabis, um zu schlafen. In der Nacht des 14. Juli 2001 brachte er Falconio und Lees mit einer List dazu, ihren Campervan auf einer dunklen und abgelegenen Straße nördlich von Alice Springs anzuhalten. Lees beobachtete, wie ihr Freund das Auto verließ, um den Auspuff zu kontrollieren. Sie sagte aus, dass sie einen Schuss gehört und ihren Partner nie wieder gesehen habe.
Der 1,93 Meter große Murdoch fesselte demnach ihre Handgelenke mit Kabelbindern, bevor es ihr schließlich gelang, zu entkommen und sich fünf Stunden lang im Gestrüpp zu verstecken. Sie sagte aus, sie habe beobachtet, wie er mit einer Taschenlampe und seinem Hund nach ihr gesucht habe. Später gelang es ihr, einen vorbeifahrenden Wagen anzuhalten und Alarm zu schlagen.
Nach der Verlegung Murdochs auf die Palliativstation verdoppelte die Polizei im Juni die Belohnung für Hinweise, die zum Fund der Überreste Falconios führen, auf 500.000 australische Dollar (mehr als 260.000 Franken). "Die Polizei hofft weiterhin, dass jemand wichtige Informationen für die Suche liefern kann", sagte Polizeikommandeur Mark Grieve.
Die frühere Polizistin Colleen Gwynne, die damals die Ermittlungen leitete, sagte, Murdoch sei nach Lees Flucht möglicherweise in Panik geraten und habe in seiner Verwirrung vergessen, was er mit der Leiche gemacht hatte.
Murdoch hätte frühestens im Jahr 2032 eine Freilassung auf Bewährung beantragen können. Ohne Angaben zum Verbleib des Leichnams von Falconio wäre es jedoch unwahrscheinlich gewesen, dass einem entsprechenden Antrag stattgegeben worden wäre.