Um 11.00 Uhr fand am Samstag in der Wiener Karlskirche eine "Messe für ungeborenes Leben" statt. Am Nachmittag nach der Messe dann eine Schrecksekunde: in der Kirche wurden zwei Damenhandtaschen ohne Besitzer aufgefunden. Was folgte, war ein Polizeieinsatz.
Zuvor wurde berichtet, dass sich in den Handtaschen Bombenattrappen befunden hätten, auch von tickenden Geräuschen und einer Evakuierung war die Rede. Gegenüber "Heute" bezog eine Sprecherin der Wiener Polizei nun Stellung.
Demnach seien die Handtaschen erst nach der Messe gefunden worden, somit musste die Kirche auch nicht evakuiert werden. Laut der Wiener Polizei seien aufgrund umliegender Veranstaltungen bereits Kollegen in der Nähe gewesen.
Nach der Alarmierung zogen diese sprengstoffkundige Organe und ein Entschärfungsteam hinzu. Die Taschen wurden aus der Kirche gebracht. Danach konnte rasch Entwarnung gegeben werden. Bei den in der Tasche befindlichen Gegenständen hätte es sich um "alte Wecker" gehandelt, welche als unbedenklich eingestuft wurden. Das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung sei über den Fall informiert worden, die Ermittlungen laufen.
Es gibt jedoch Grund zur Annahme, dass der Zeitpunkt für den Vorfall kein Zufälliger war. Nach der Messe – um 13.30 Uhr – startete am Karlsplatz nämlich der umstrittene "Marsch fürs Leben". Es handelt sich dabei um eine Demonstration gegen Abtreibungen.
Auf Instagram wurde bereits im Vorfeld von einer Gruppierung namens "Marsch Fürn Arsch Wien (MfA)" zu Störaktionen aufgerufen. In dem Posting war die Karlskirche in Flammen zu sehen. Von Seiten der Wiener Polizei wollte man allerdings noch keinen konkreten Verdacht in diese Richtung äußern.
Seitens der Politik und der Meldestelle christenschutz.at zeigte man sich aufgrund des Vorfalls jedenfalls empört. So betonte die ÖVP-Gemeinderätin, Caroline Hungerländer, dass dies "eine neue Stufe der Eskalation" sei, die man als Gesellschaft nicht hinnehmen dürfe.
"Angriffe auf Gotteshäuser sind immer auch Angriffe auf unsere Werte, auf den Respekt und die Freiheit, den eigenen Glauben ohne Angst leben zu können. Wien muss ein sicherer Ort für alle Gläubigen bleiben – besonders auch für Christinnen und Christen", so die Gemeinderätin.
Auch der Bezirksparteiobmann der Wiedner Volkspartei, Johannes Pasquali, zeigte sich erbost und äußerte einen Verdacht. "Das ist ein gewalttätiger Angriff auf die freie Religionsausübung als Grund- und Menschenrecht. Offensichtlich sollte während der Messe eine Massenpanik provoziert und der darauffolgende Marsch fürs Leben massiv beeinträchtigt werden."
Besorgt zeigte sich der Vorsitzende der Meldestelle christenschutz.at, Jan Ledóchowski: "Wir verurteilen diesen Versuch, unschuldige Menschen einzuschüchtern und das Recht auf Versammlungsfreiheit zu stören, aufs Schärfste. Die Entdeckung dieser Bombenattrappe markiert eine neue, erschreckende Eskalationsstufe der Feindschaft gegenüber Christen. Ich mache mir wirklich Sorgen, was als Nächstes folgen könnte."
Demnach tauchte vor wenigen Tagen ein Bekennervideo auf, das unter anderem Angriffe auf die Paulanerkirche und Beschmierungen in der Rüdigergasse 15 in Wien-Margareten zeigt, so die Meldestelle für Christenfeindlichkeit. Der Verdacht liege nahe, dass die gleichen Täter für die nunmehrige Aktion verantwortlich seien. Schon vergangenes Jahr erklommen Unbekannte die Fassade der Karlskirche, um ein Banner zu entfernen.