An der Grazer Kunstuniversität (KUG) hängt derzeit der Haussegen schief – und auf einen Weihnachtsfrieden dürfte man vergeblich hoffen. Ein "queer-feministisches" Pornofestival sorgt für heftigen Streit unter den Professoren – sie überziehen sich mit heftigen Vorwürfen!
Stein des Anstoßes war ein Veranstaltungshinweis auf die Anfang November u.a. im Annenhofkino stattfindenden "Porn Nights Graz" durch das uni-eigene Zentrum für Genderforschung und Diversität (ZfGD). Ausgerichtet wurde dieses Festival vom Verein RosaLila PantherInnen. Dieser engagiert sich seit 1991 für die Gleichstellung und Antidiskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen.
Der in der Ankündigung enthaltene Satz "Für uns ist Pornografie Kunst und Kultur" ließ jedoch Cello-Professorin Kerstin Feltz rot sehen. In einem Wut-Brief an das gesamte Kollegium empörte sie sich laut "Kleine Zeitung", dass diese Aussage ihre "ernsthafte, kompetente und oft mühevolle Arbeit" entwerte. Pornos hätten nur das Ziel, sexuell zu erregen und deshalb auf einer Kunstuni "absolut nichts" zu suchen. Nach eigener Aussage habe sie Zuspruch aus dem Kollegenkreis auf ihre Kritik erhalten.
Das Gender-Zentrum verteidigt sich: Man habe nur einen Veranstaltungshinweis der Initiatoren weitergeleitet. Und: "Porn Studies" seien Teil der Filmwissenschaft. Darin beschäftige man sich mit Dominanz- und Machtstrukturen in der Pornografie. Man wolle sich unbequemen Themen nicht verweigern. "Anstand und Respekt zeigen sich gerade darin, unbequeme und irritierende Themen nicht vorschnell zu delegitimieren", schießt ZfDG-Chefin Christa Brüstle zurück.
KUG-Rektor Georg Schulz bemüht sich um Schadensbegrenzung. Die Aufregung sei überschaubar, nur wenige hätten sich beschwert: "Wir sind an der KUG 800 Leute, von denen jetzt keine zehn mir gegenüber Kritik üben."
Den Feltz-Brief wertet er demnach als "ungewöhnliche Meinung". Er habe den Eindruck, man wolle die Ankündigung missverstehen. Der Hinweis sei rechtens, es handle sich um ein "Diskursfestival". "Ich sehe nichts Schlechtes, wenn man darüber in Kenntnis setzt", so Schulz.
Doch hinter den Kulissen rumort es, es gibt harte Grabenkämpfe zwischen Professoren-Gruppen. Professoren werfen einander "Arroganz, Inkompetenz und Realsatire" vor.
Kritiker des Gender-Zentrums orten "Selbstinszenierung, Wichtigtuerei und persönlichen Machtausbau". Sie fühlen sich angegriffen und als heterosexuelle Mehrheit bevormundet.
Der harte Konter des ZfGD: "Es liegt ein Missverständnis vor, das nur auszuräumen wäre, wenn man das Festival einmal besuchen würde."
Eine öffentliche Diskussionsveranstaltung soll – so hofft es wohl das Rektorat – die Gräben wieder zuschütten.