Ab in den Süden

Private Westbahn greift ÖBB mit Kampfpreisen an

In 90 Tagen legt die Westbahn auf der Südbahn los – mit bis zu fünf Verbindungen täglich. Tickets gibt’s ab sofort zu Preisen von 8,99 Euro aufwärts.
Team Wirtschaft
01.12.2025, 13:55
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Die Westbahn macht ernst mit dem Schritt in den Süden: Ab sofort können Tickets für die neue Verbindung Wien–Graz–Klagenfurt–Villach gebucht werden. Los geht es am 1. März 2026, exakt 90 Tage nach dem Buchungsstart. Zunächst fährt die private Bahn 3-mal täglich je Richtung, ab 16. März wird auf fünf Verbindungen pro Richtung aufgestockt.

Fahrkartenverkauf startet ab sofort

Westbahn-Geschäftsführer Thomas Posch spricht von einem wichtigen Meilenstein im heimischen Bahnverkehr. "Ab sofort können Westbahn-Tickets für die Südstrecke gebucht werden. Wer früh bucht, profitiert von besonders attraktiven Preisen – inklusive kostenloser Sitzplatzreservierung mit dem WestFixplatz", verspricht er.

Günstige Tickets für jede Verbindung

Für Frühbucher gelten Kampfpreise: Wien–Graz ist ab 8,99 Euro zu haben, Wien–Kärnten (alle Westbahn-Halte) ab 18,99 Euro, Graz–Kärnten ab 8,99 Euro – jeweils als kontingentierter "WestSuperpreis". Wie viele Billigtickets pro Zug verfügbar sind, will die Westbahn nicht genau sagen. Posch erklärt aber, dass es auf jeder Verbindung günstige Tickets geben werde – mal mehr, mal weniger, je nach Tag und Nachfrage. Wer flexibel bleiben will, bekommt bei Umbuchungen im Zug die Möglichkeit, gegen Aufpreis auf den regulären Tarif auf einen anderen Zug am selben Tag zu wechseln.

Fix mit dabei bei jeder Online-Buchung: die kostenlose Sitzplatzreservierung. Man wolle die "Rätselrallye zum Sitzplatz" abschaffen, so Posch. Reservierungen seien in Echtzeit und nur einmal pro Platz möglich, Zusatzbuchungen und versteckte Reservierungsgebühren soll es nicht geben.

Rabatte mit allen europäischen Bahnermäßigungskarten

Auch Vielfahrer und Senioren will die Westbahn an Bord holen. Mit Bahnermäßigungskarten wie der ÖBB-Vorteilskarte oder einer DB-Bahncard gibt es den "WestVorteilspreis", etwa Wien–Graz um 19,90 Euro oder Wien–Klagenfurt um 29,90 Euro – ohne Kontingent und ohne Zugbindung, solange nicht im Zug gekauft wird. Für Menschen ab 65 Jahren gilt derselbe Preis als "WestSeniorenpreis", ein Altersnachweis genügt. Der reguläre Standardtarif liegt laut Posch bei 39,90 Euro (Wien–Graz) bzw. 59,90 Euro (Wien–Klagenfurt), spiele aber eher eine Nebenrolle, weil fast alle Fahrgäste irgendeine Form von Rabatt nutzen würden.

Neue Züge sind bis zu 250 km/h schnell

Auf der neuen Südstrecke setzt die Westbahn drei brandneue Stadler-SMILE-Hochgeschwindigkeitszüge ein. Mit bis zu 250 km/h (abschnittsweise zwischen Graz und Klagenfurt möglich) ist es laut Unternehmen "der schnellste Zug Österreichs". Pro Garnitur gibt es 422 Ledersitzplätze – 288 in der Standard Class, 115 in der Comfort Class, 19 in der First Class – dazu Steckdosen an jedem Platz, stufenlosen Einstieg und acht Fahrradstellplätze. Westbahn-Chef Marco Ramsbacher kündigt an: "Die Westbahn bringt mit diesem Zug, was auf dieser Strecke schon lange gefehlt hat: Verlässlichkeit, Innovation, kurzum Zukunft."

Villach–Wien in 3 Stunden und 30 Minuten

Die Fahrzeiten können sich dabei sehen lassen. Von Villach nach Wien (gerechnet ab/bis Meidling) braucht die Westbahn 3 Stunden 30 Minuten. Sie ist damit nur um drei Minuten langsamer als die schnellste Konkurrenzverbindung, dafür mit vier zusätzlichen Zwischenhalten, nämlich in Pörtschach, Kühnsdorf-Klopeiner See, am Semmering und in Wiener Neustadt. Die Strecke Klagenfurt–Wiener Neustadt soll in 2 Stunden 38 Minuten zurückgelegt werden – laut Posch "mit großem Abstand die schnellste Verbindung auf dieser Relation". Der Stopp in Wiener Neustadt sei zentral, weil der wichtige Taktknoten "nicht links liegen gelassen" werde. Besonders für Touristen spannend: Vom Klopeiner See nach Wien soll man künftig in weniger als drei Stunden ohne Umstieg durchfahren können.

Start vier Jahre früher als ursprünglich geplant

Der Start erfolgt früher als ursprünglich geplant. Eigentlich wollte die Westbahn erst nach Eröffnung des Semmering-Basistunnels gegen Ende des Jahrzehnts in den Süden expandieren. Jetzt startet man schon 2026 – mit dem, was der Fahrzeugmarkt hergibt. "Wir starten so rasch und so umfangreich, wie es der Fahrzeugmarkt ermöglicht – und schneller, als es viele für möglich gehalten haben", betont Ramsbacher. Die drei Smile-Garnituren sind für sechs Jahre direkt beim Hersteller geleast, mit Option auf Kauf, Verlängerung oder Rückgabe.

Noch Stress mit Ticket-Kombi

Ganz reibungslos ist die Ticketwelt trotzdem nicht: Wer nur ein Klimaticket Steiermark und ein Klimaticket Kärnten hat, wird mit der Westbahn vorerst nicht einfach durchfahren können – hier braucht es laut Unternehmen noch ein zusätzliches Ticket, weil die Verbundregularien eine Kombination derzeit nicht zulassen. Man verhandle aber mit beiden Verkehrsverbünden über die grundsätzliche Anerkennung der Verbundtickets in den Westbahn-Zügen.

Westbahn braucht bis zu 100 neue Mitarbeiter

Für den Süd-Start braucht das Unternehmen zusätzlich 80 bis 100 Mitarbeiter – von der Zug-Crew über Lokführer bis hin zu Beschäftigten im Backoffice und im eben eröffneten Shop am Wiener Hauptbahnhof. Trotz aller Technik bleibe der menschliche Faktor entscheidend. "Unser wichtigster Qualitätsfaktor trägt eine Uniform und ein Lächeln. Unsere Mitarbeitenden machen die Marke Westbahn aus", sagen Ramsbacher und Posch. Man wolle zeigen, "wie Bahnfahren im Wettbewerb richtig geht – verlässlich, komfortabel und vor allem herzlich".

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 02.12.2025, 14:45, 01.12.2025, 13:55
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