Abrechnung bei "Heute"

Rapid-Ikone: "Angst, nicht mehr am Futtertrog zu sein"

Knallharte Ansage! Rapid-Legende Kurt Garger legt nach Rapids Chaos-Tagen im "Heute"-Talk den Finger in die Wunde.
Klaus Pfeiffer
04.12.2025, 07:07
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Kurt Garger ist eine Rapid-Ikone! Der Ex-Teamspieler machte 333 Spiele für Grün-Weiß, war mit den Wienern vier Mal Meister, fünf Mal Cupsieger, stand im Europacup-Finale. Mit Tirol und Salzburg stemmte er drei weitere Meisterteller. Sein Herz aber gehört Rapid – und es blutet. Mit "Heute" sprach er über die Dauerkrise im Westen Wiens.

Der Verein: "Seit 17 Jahren nicht Meister, nicht Cupsieger, da kann keiner sagen, etwas richtig gemacht zu haben. Es waren unglückliche Präsidentschaften, der Sport stand nicht mehr im Vordergrund. Ab der Ära von Michael Krammer wurden viele im Verein groß, die das nicht verdient haben. Rekorde bei Umsätzen und Mitgliedern sind schön und wichtig, aber das Allerwichtigste ist sportlicher Erfolg. Rapid ist ein Fußballverein, kein PR-Unternehmen. Mit seinem Nachfolger Martin Bruckner wollte man einen Mitbewerber verhindern, die Hausmacht behalten. Es ist wie in der Politik: Die Angst ist groß, nicht mehr am Futtertrog zu sein. Rapid war viele Jahre ein Selbstbedienungsladen, gewisse Leute sahen den Klub als private Beteiligungsfirma, dachten, er gehört ihnen."

Sportchef Markus Katzer: "Seine Transferpolitik ist nicht rapid-würdig. Er macht in zwei Jahren 25 bis 30 Einkäufe, da sind dann drei, vier Treffer dabei. Aber der Rest? Es besteht kein Grund, ihn zu glorifizieren. Salzburg will ihn haben? Dann sollte man ihn ziehen lassen. 20 Legionäre zu holen, ist keine Philosophie. Die bleiben ein Jahr, wissen gar nicht, was Rapid ist. Und nächste Saison sind wieder 20 Neue da."

Einfluss der Fans: "Teile der Fans haben natürlich zu viel Einfluss auf den Verein. Aber die will ich gar nicht verurteilen. Der Klub hat das so gewollt. Das hat mit Andi Marek begonnen, wurde unter Krammer fortgesetzt. Und hält weiter an."

Peter Stöger: "Es gab Spannungen im Trainerstab, mit Kulovits und Sageder, da war nie Ruhe. Das kann man Stöger vielleicht vorwerfen, dass er sich zu Beginn nicht durchgesetzt hat, gesagt hat: ,Ich mache es, aber nur mit meinem Team.‘"

Steffen Hofmann: "Auch er wäre jetzt gefordert, müsste mit der Faust auf den Tisch hauen. Wer bei Rapid etwas ändern will und kann, darf sich jetzt nicht mehr wegducken, muss im Sinne des Klubs handeln, nicht aus Eigeninteresse. Dort ist aktuell kein Einziger, der dafür verantwortlich ist, dass das Stadion voll ist. Sie heften sich das aber auf ihre Fahnen. Das ist der größte Selbstbetrug dieser Leute. Ihr großes Glück ist, dass der Rapid-Fan sehr leidensfähig ist."

Meisterchance: "Wann, wenn nicht jetzt? Sturm und Salzburg sind bisher nirgends. Das müsste Rapid doch ausnutzen, sie sind aktuell aber noch schwächer als die beiden. Ich glaube aber nach wie vor daran, nur der Zugang zum Sport muss ein anderer werden. Deshalb spreche ich jetzt aus, was sich viele andere nur denken."

Hans Krankl: "Rapid hätte einen wie ihn als Galionsfigur an der Spitze immer gebraucht. Jetzt ist es zu spät. Als er wollte, hat man ihn gefürchtet wie die Pest. Die Angst vor Veränderungen war zu groß."

Garger und Krankl (r.) vor dem Europacupfinale 1985. Das aktuelle Team (l.) ist von diesem Erfolg Lichtjahre entfernt. Mit Frenkie Schinkels macht Garger heute den Fußball-Podcast Gelb-Rot.
APA-Images / PA / Peter Robinson

Nachwuchs: "Auch eine Baustelle. Die Top-Talente sehe ich nicht. Bei der U17-WM war ein Rapidler dabei – auf der Bank. Es wird produziert für die zweite Liga und die Regionalliga, mit wenigen Ausnahmen. Rapid muss Spieler ausbilden, die in einer Top-Kampfmannschaft Anschluss finden können."

{title && {title} } kpf, {title && {title} } Akt. 04.12.2025, 09:59, 04.12.2025, 07:07
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