Gelb leuchtende Rapsfelder bedeuteten lange: der Frühling ist angekommen. Die duftenden Blumenmeere verschwinden jedoch zunehmend aus der österreichischen Land(wirt)schaft – der Grund dafür ist kaum größer als ein Stecknadelkopf: der Erdfloh! Dieses winzige Insekt macht den Landwirten das Leben zur Hölle – und dem Rapsanbau offenbar den Garaus.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Anbaufläche dramatisch eingebrochen. Wurden 2014 noch 53.000 Hektar Raps in Österreich kultiviert, sind es heute gerade einmal 20.000. Besonders drastisch zeigt sich der Rückgang in Niederösterreich: von 30.500 auf nur noch 11.000 Hektar. Das ist offenbar noch lange nicht das Ende der Abwärtsspirale.
Schon im Jänner machte die Landwirtschaftskammer Niederösterreich auf ihrer Homepage auf den gemeinen Erdfloh aufmerksam. "Wir haben keine Instrumente mehr, um den Erdfloh zu bekämpfen. Der frisst uns gerade alles weg. Da kann man den Bäuerinnen und Bauern nicht verdenken, wenn sie diese Kultur aufgeben und etwas anderes anpflanzen", warnt Lorenz Mayr, Vizepräsident der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer gegenüber dem "ORF NÖ".
Der Grund für das Dilemma: ein EU-Verbot. 2014 wurden die umstrittenen, aber wirksamen Neonicotinoide untersagt – Pflanzenschutzmittel, die gezielt das Nervensystem von Insekten angreifen. Für Landwirte war das ein harter Schlag. Zwar wurden alternative Mittel getestet, doch wie Mayr klarstellt: "Ersatzlösungen haben in den vergangenen zehn Jahren nicht den gewünschten Erfolg gebracht."
Der wirtschaftliche Schaden ist nicht das einzige Problem: Auch die Umwelt leidet. Raps ist nicht nur Grundlage für Speiseöl und Biotreibstoff, sondern auch ein Segen für Bienen und die Bodenqualität. "Es läuft – grob gesprochen – darauf hinaus, dass wir nur noch Getreide und Mais anbauen", kritisiert Mayr. Eine Verarmung der Artenvielfalt wäre die Folge – ökologisch ein Desaster.
Für viele Landwirte läuft der Rapsanbau für Speiseöl alles andere als wie geschmiert. Sie fühlen sich allein gelassen – und fordern nun politische Unterstützung. "Wir sehen, dass es in einigen Ländern Europas Zulassungen gibt, die wir in Österreich nicht haben", so Mayr. Der Appell an die Bundesregierung ist deutlich: Es braucht dringend Ausnahmeregelungen im Pflanzenschutzrecht, um den Rapsanbau zu retten.
Die Alternative ohne Floh im Rapssamen wäre der Import von Rapsprodukten – aus Ländern mit teils fragwürdigen Standards. "Da weiß man oft nicht, wie die Lebensmittelstandards beim Anbau gewesen sind", mahnt der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer.